Managementplan: 91 Seiten zur Welterbe-Rettung mit 16 Jahren Verspätung
Bald soll Wien etwas bekommen, das es seit 16 Jahren haben sollte: ein Konzept dazu, wie die Stadt die historische Innenstadt als Welterbestätte pflegen, schützen, erhalten und nutzen will.
Im Jahr 2005 – also vier Jahre, nachdem Wiens Zentrum das Welterbe-Prädikat erhielt – begann die UNESCO, einen derartigen Managementplan zu verlangen. Wien blieb bisher säumig. Doch nun kommt Bewegung in die Sache.
Heute, Donnerstag, hat Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) ins Rathaus zu einer Enquete mit Vertretern aus Politik, Fachwelt und von Interessensgruppen geladen. Dabei wird der Managementplan präsentiert, an dem die Stadt seit zwei Jahren arbeitet.
Im Vorfeld sorgen die Veranstaltung und das Papier für Kritik. Dem KURIER liegt der Plan bereits vor.
Zwei zentrale Punkte des 91-seitigen Papiers: Der Welterbe-Begriff soll in der Bauordnung verankert werden – konkret als „Ziel der Stadtplanung“.
Und: Angestrebt wird – Stichwort Heumarkt-Umbau, der den Welterbe-Status gefährdet – eine „Klarstellung betreffend die Entwicklung von Hochhäusern“.
Das Hochhaus-Problem
Die Wiener ÖVP, die sich den Erhalt des Welterbes besonders auf die Fahnen geheftet hat, sieht im Managementplan „Licht und Schatten“.
Positiv sei etwa die Verankerung des Welterbe-Begriffs in der Bauordnung, so Klubchef Markus Wölbitsch. Das war es aus Sicht der Türkisen aber auch schon wieder mit dem Licht.
Viele der Ziele im Plan seien „zu schwammig“, oder gar „zynisch“, sagt Planungssprecherin Elisabeth Olischar. Etwa folgende Passage: Die Stadt bekenne sich zu einem „sensiblen Umgang mit dem historischen Erbe“. Bisher sei davon nichts zu bemerken gewesen, so Olischar mit Blick auf die Debatten um den Heumarkt.
Ihr Standpunkt: Das historische Zentrum müsse zu einer Ausschlusszone für Hochhäuser erklärt werden. Außerdem brauche Wien (so wie Graz) eine Welterbe-Koordinierungsstelle und jährliche Berichte darüber, wie es um die Erreichung der Ziele im Managementplan steht.
Drei Minuten Redezeit
Berichte fordert die ÖVP auch zu etwas anderem: Darüber, ob und wie die Ergebnisse der Enquete heute, Donnerstag, bei der Finalisierung des Managementplans einfließen.
Ihre Befürchtung: Die Veranstaltung drohe zu einem „SPÖ-Show-Gag“ zu verkommen. Jeder Teilnehmer hat nämlich nur drei Minuten Redezeit – was auch die Initiative Stadtbildschutz kritisiert. Die ÖVP verlangt daher die Option, sich schriftlich zu äußern.
Im Herbst soll der Gemeinderat den Managementplan beschließen. Erst, so die ÖVP, brauche es aber eine welterbeverträgliche Lösung für den Heumarkt. Denn sollte das Zentrum das Prädikat verlieren, sei der Managementplan obsolet.
Und die 480.000 Euro Steuergeld für seine Erstellung, die hätte man umsonst ausgegeben.
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