Stümperhafte Mafiosi scheitern mit Bombenanschlag in Wien


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Mindestens 80 Todesopfer forderte ein Clankrieg zwischen verfeindeten Balkanbanden in Europa allein seit 2014. Dass es nicht noch viel mehr sind, ist einem nur durchschnittlich begabten Bombenbauer und Sprachbarrieren zu verdanken. Speziell die Fehlzündung einer Bombe 2019 stellte sich als Glücksfall heraus: „Das wäre eine Katastrophe gewesen. Da hätte es vermutlich die halbe Koppstraße zerrissen“, erklärte Dieter Csefan, Leiter des Büros für organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt (BK), am Montag.
Dass die Balkanmafia skrupellos ist und mitunter verletzte oder tote Zivilisten in Kauf nimmt, ist spätestens seit 2018 bekannt. Damals wurde vor dem Schnitzellokal Figlmüller, mitten in der Wiener Innenstadt, ein Mitglied des Kavac-Clans von der im Drogengeschäft konkurrierenden Skaljari-Gruppierung hingerichtet. Die Antwort folgte prompt, als ein Jahr später in Athen zwei Skalijari kaltblütig ermordet wurden.
Wie das BK nun informiert, ließen die Rachepläne danach erneut nicht lange auf sich warten – und führten zurück nach Wien: „Einerseits durch einen Bombenanschlag, und wenn das nicht hinhaut, durch kolumbianische Auftragskiller“, gab Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros für Suchtmittelkriminalität, einen Einblick in serbisch-montenegrinische Clankriminalität, die auch auf Wiens Straßen ausgefochten wird.
Das wäre eine Katastrophe gewesen. Da hätte es vermutlich die halbe Koppstraße zerrissen.
Bundeskriminalamt
Die präsentierten Informationen verdanken die Ermittler zum Teil der viel zitierten „Operation Achilles“, im Rahmen derer im Jahr 2021 Millionen von verschlüsselten Chat-Nachrichten aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität in die Hände der österreichischen Behörden gelangten.
Killer aus Kolumbien
Mithilfe der Chats konnten Kriminalisten rekonstruieren, dass im Februar vor einem Balkanlokal in der Ottakringer Koppstraße zumindest ein Kavac-Angehöriger beim Einsteigen in sein Auto in die Luft fliegen hätte sollen. „Der Zuständige war scheinbar nicht der große Bombenbauer und musste mit einem Mann vom Westbalkan chatten, der ihm die Anleitung geschrieben hat“, hieß es von Ermittlerseite. Trotz Anleitung kam es nicht zur Detonation.
Zweieinhalb Wochen später der nächste Versuch. Eigens engagierte kolumbianische Auftragsmörder befanden sich bereits vor dem Cevapcici-Lokal. Dass sie die mitgebrachten Waffen nicht abfeuerten, lag laut Polizei nur an einem Kommunikationsproblem mit dem Dolmetscher. Die Tatsache, dass das Restaurant gut gefüllt war, soll keine Hürde dargestellt haben. „Dann tötet sie alle“, lautete offenbar die Order des Auftraggebers.
Die beiden Auftraggeber des gescheiterten Mordkomplotts wurden 2020 in der Türkei sowie in Montenegro entführt, gefoltert und erschossen. Ein mutmaßlich ebenfalls involvierter 29-jährige Montenegriner hingegen befindet sich in Wien in Haft, wo er heute, Dienstag, wegen versuchten Mordes vor Gericht steht. Er soll das Opfer observiert und die Auftragskiller nach Österreich eingeschleust haben.
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