Doch es war der Tag, an dem die internationale Clan-Kriminalität ein Todesopfer in Wien forderte. Der Tote, der 32-jährige Vladimir Roganovic, soll dem montenegrinischen Kovacian-Clan angehört haben. Der Mafia-Clan stammt aus der Küstenstadt Kotor – genauso wie der verfeindete Skaljarski-Clan. Seit dem Diebstahl von 200 Kilogramm Kokain im Jahr 2014 tobt zwischen ihnen ein Krieg, der bereits mehr als 40 Tote gefordert hat.
Die Bluttat in Wien dürfte eine Racheaktion gewesen sein. Kurz zuvor war der Chef des Kovacian-Clans in Prag festgenommen worden.
Doch die Spurensuche zum Mörder vom Lugeck gestaltet sich schwierig. Der Mann hinterließ keine Spuren. Obwohl zahlreiche Kameras in dem Bereich montiert sind – der Täter ist nicht darauf. Die Beschreibung ist dürftig: Es handelte sich um einen etwa 30-jährigen Mann, etwa 185 Zentimeter groß, mit Dreitagesbart. Er trug dunkle Kleidung und eine Kapuze.
Der Mann fürs Grobe
Ein Mann geriet dennoch ins Visier der Ermittler: Čaba Der – ein Serbe, der als Auftragsmörder sein Geld verdienen soll. Und tatsächlich konnte der unscheinbar wirkende Mann am 1. März in Prag von Spezialeinheiten festgenommen werden.
Er wird als Verdächtiger in vier Mordfällen gehandelt: Im August 2017 soll er einen Clanchef in Barcelona mit vier Schüssen getötet haben. Am 30. Juni 2018 wurde ein kroatischer Geschäftsmann in Amsterdam in einem italienischen Restaurant erschossen. Am 20. September 2018 starb ein Mann auf einem Parkplatz in Budapest. Und am 5. Jänner 2019 wurde der Schwiegersohn eines Pink-Panther-Mitglieds (berüchtigte Juwelenräuber, Anm.) vor seinem Haus in Belgrad abgepasst. Der Schütze lächelte bei der Tat.
Aktuell sitzt Čaba Der in Ungarn in Haft. Doch mit der Bluttat in Wien dürfte er nichts zu tun haben.
Die unmittelbaren Zeugen schwiegen. Stefan V., der das Attentat schwer verletzt überlebt hatte, ist mittlerweile wieder in seiner Heimat. Und auch der „dritte Mann“, der die Bluttat hautnah miterlebte und kurzfristig sogar als Lockvogel gehandelt wurde – ihm wurde vorgeworfen, er habe seine Begleiter bewusst in die Falle gelockt – ist wieder in Serbien. Der bullige Andrej J. fiel mit einer falschen Zeugenaussage und gefälschten Papieren auf.
In der Untersuchungshaft verprügelte er einen Mithäftling massiv und wurde deshalb zu acht Monaten Haft verurteilt. Nach Verbüßen dieser Strafe wurde er an Serbien ausgeliefert. Dort sitzt er nun eine 3,5-jährige Haftstrafe wegen Drogenbesitzes ab.
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