Lockdown I und Lockdown II : Was sich geändert hat
Verkündet wurden beide Lockdowns vom virologischen Quartett an einem Samstag, jeweils dem 14.Lockdown I setzte dann am 16. März ein, zur Vorbereitung auf Lockdown II hatten die Menschen einen Tag länger Zeit. Was zwecks Vorbereitung in den Monaten dazwischen passierte, ist eine andere Debatte.
Bleiben wir hier beim Menschlichen: Wie fühlt sich der zweite Lockdown, im Vergleich zum ersten, an? Riecht er anders? Wie schmeckt er den Millionen Betroffenen? Und wie streng fühlen sich diese an ihn gebunden? Ist er schon zur (lästigen) Gewohnheit geworden? Was, schon wieder Lockdown?
Die Rolltreppen
Links: Rolltreppen am 16.3. Rechts: Rolltreppen am 17. 11.
„Die große Leere“ titelte der KURIER am Tag nach der Lockdown-Premiere. Und im Blattinneren berichteten wir, dass „maximal sieben Prozent der Schüler“ in die Klassen kamen. Bei der Wiederaufnahme des Infektionspräventionsdramas sieht es anders aus: Auf Seite 1 vermelden wir wachsende Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff. Und zumindest doppelt so viele Kinder wurden in die Schule gebracht.
Das Museumsquartier
Der Wiener Kultur-Hotspot Museumsquartier war im März ganz ausgestorben. Am Dienstag war ein bisschen was los.
Wir erinnern uns im Zusammenhang mit Lockdown I an leere Straßen und Fotos, die diese beeindruckend abbildeten. Vielleicht muss sich auch ein Lockdown eingrooven: Zumindest am ersten Tag von Lockdown II gab es Staus, in Wien waren die U-Bahnen keine Geisterzüge.
Die Straßen
Die Wiener Mariahilfer Straße – nicht ganz ausgestorben.
Was jedenfalls gespenstisch ist: Waffengeschäfte dürfen im Lockdown II offen halten. Sind sie für das tägliche Leben wirklich wichtiger als Blumenläden? Oder als die Kultur?
Wie dem auch sei: Am Dienstag, dem 17. November war zumindest gefühlt mehr los als im Frühling.
Damals konnte einem unheimlich werden ob der Leere im ersten Lockdown. In Öffis und auf den Straßen. Analysen der Bewegungsdaten wiesen im März und April etwa bei den Öffis einen Rückgang von bis über 70 Prozent aus.
Noch keine Zahlen
Tag 1 vom „harten“ Lockdown II: Auch wenn draußen gefühlt weniger los war als sonst – menschenleer waren die Straßen am Dienstag nicht. Zahlen, die das untermauern könnten, gibt es aber noch nicht.
Gesperrte Parks
Im ersten Lockdown waren die Bundesgärten - trotz Unmuts aus der Bevölkerung gesperrt. Nun sind sie offen.
Was es gibt, sind von Google veröffentlichte Bewegungsdaten zum „leichten“ Lockdown ab 2. November. Demnach beträgt das Minus bei Arbeitsstätten mit Stand 8. 11. bis zu 32 Prozent. Im März lag der Rückgang bei minus 45 Prozent.
Was war im März und April anders? Damals hallten die Worte von Bundeskanzler Kurz „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist“ nach. Und sie verfehlten ihre Wirkung nicht: Laut einer Gallup-Umfrage vom März fürchteten sich 64 Prozent vor einer Ansteckung. Vieles wusste man noch nicht. Auch die Aussicht auf – empfindliche, später wegen Gesetzeswidrigkeit aufgehobene – Strafen tat ihr Übriges. Noch dazu hielt man sich wohl wegen der Hoffnung auf einen unbeschwerten Sommer zurück.
Das Schloss
Interessanterweise war im Frühling mehr los vor Schönbrunn als im November. Vielleicht liegt es aber auch am Wetter.
Die Angst vor einer Ansteckung ist zwar immer noch groß. Aber wie der ORF eine Studie der Uni Wien zitiert: Es dürfte sich eine Pandemiemüdigkeit breitmachen. Und damit gehe das Interesse an dem Verlauf der Krankheit zurück.
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