Lockdown-Fotoprojekt: Wie sich die Beziehung zum Zuhause änderte

Mehrere schwarze Schachteln mit Polaroid-Fotos und goldenen Schriftzügen darauf.
Die Künstlerin Ana Loureiro hat dokumentiert, inwiefern sich das Eingesperrtsein in den eigenen vier Wänden auf ihr Verhältnis zu ihrer Wohnung ausgewirkt hat.

Ana Loureiros Wohnung im 4. Bezirk misst gerade einmal 30 Quadratmeter. Während der diversen Lockdowns hat sie - so wie viele andere Menschen - sehr viel Zeit in ihren eigenen vier Wänden verbracht. Um nicht zu sagen: Sie war quasi darin gefangen. 

In dieser Zeit hat Loureiro eine intensive Beziehung zu ihrem Heim entwickelt: Schlafen, essen, arbeiten - all das fand auf einmal an ein und demselben Ort statt. Dieses neue Verhältnis zu ihrer Wohnung hat die aus Portugal stammende Künstlerin in 100 Polaroid-Fotos dokumentiert. 

Ein Polaroid-Foto vom 28.01.2021 zeigt Hausschuhe auf einem Holzboden, umgeben von schwarzen Kisten mit goldenen Schriftzügen.

Alle Plaroids sind mit Worten oder Sätzen und dem Aufnahmedatum versehen. 

Noch bis Samstag sind sie in der Schau "Tell me, how was your day? Fragments of a trapped soul" ("Sag mir, wie war dein Tag? Fragmente einer gefangenen Seele") in einer Galerie in der Brigittenau zu sehen. Die Aufnahmen sind mit Worten oder Sätzen versehen, die die abgebildete Szene oder das gezeigte Objekt erklären. 

Öffentliche Privatheit

Während ihrer "Gefangenschaft" war für Loureiro am prägendsten, dass die Grenze zwischen öffentlich und privat fortwährend verschwommen ist - Stichwort Videokonferenzen. "Plötzlich konnte jeder meinen Raum sehen", sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. 

Eine Frau steht in einer Kunstgalerie mit abstrakten Bildern und kleinen Schachteln auf Tischen.

Ana Loureiro im Ausstellungsraum in der Jägerstraße.  

Das schuf eine neue Verbindung zu ihrer Wohnung - und löste viele verschiedene Gefühle in ihr aus. Diesen geht sie in der Ausstellung nicht nur mit den Bildern nach: Um etwa das Gefühl des räumlichen "Begrenztseins" darzustellen, zeigt Loureiro ihre Polaroid-Fotos in kleinen Kartons. Diese fungieren als eine Art Rahmen und symbolisieren die von ihr empfundene Klaustrophobie. 

Ein Stück Geschichte

Nach Ende der Ausstellung wandert ein Teil der Fotos übrigens ins Wien Museum. Die Bilder-Serie aus dem ersten Lockdown wird dort für die Nachwelt aufbewahrt.

Drei braune Schachteln, eine mit einem Polaroid-Foto einer rauchenden Person, beschriftet mit „Tell me, how was your day? Fragments of a trapped soul“.

Die Bilder sind in Boxen ausgestellt - eine Referenz an Klaustrophobie. 

Sollte ein weiterer harter Lockdown kommen, wird Loureiro ihr Fotoprojekt wahrscheinlich fortsetzen. Dass es soweit komme, hoffe sie aber nicht. 

Info: 20., Jägerstraße 52-54. Die Schau kann am Freitag und Samstag von 15 bis 19 Uhr oder auf Anfrage unter analoureirofernandes@gmail.com besucht werden. Mehr Infos hier

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