Klischeekeule: Reiseführer über Wien im Realitätscheck

Für Reiseführer-Autoren besteht Wien hauptsächlich aus Fiakern, Schnitzeln und Sisi-Kitsch
Oida, da sind nur Schnitzel essende Operndirektoren. Eine Lektüre zwischen Sprachbarrieren und Kopfschütteln

Wie ist man eigentlich so als Wiener? Wer seine eigene Identität hinterfragen möchte, der kann zu einem der unzähligen Wien-Reiseführer greifen. Das kann einen allerdings in eine leichte Krise stürzen, wenn, man kein wandelndes Klischee auf zwei Beinen ist.

In anderen Worten: Wenn man als Leibspeise nicht Schnitzel hat, einen Klimt-Schrein sein Eigen nennt und einen nicht immer ein Hauch von K.-u.-k.-Monarchie umgibt, darf man sich dann überhaupt einheimisch nennen?

Glaubt man zum Beispiel dem „Baedeker“, dem Klassiker unter den Reiseführern, dann eint in der „Donaumetropole“ (sagt dieses Wort jemals wer ernsthaft?) vor allem eine Passion: die klassische Musik. „Jeder Wiener ist ein Operndirektor“ steht dort geschrieben. Aha. Das wird den meisten wohl neu sein.

Zauberflöten-Startelf

Vielmehr sind doch alle Fußballtrainer. Und seit Anfang der Pandemie haben sich einige zusätzlich nebenberuflich als Virologe etabliert. Aber Operndirektor? Die wenigsten Gespräche am Stammtisch werden sich um die Sänger-Startelf bei der Zauberflöte drehen. Wer das anders sieht, der singe die erste Arie.

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