Kempelenpark statt Fabriksbrache: Favoriten bekommt ein neues Viertel
Eines der letzten großen Stadtentwicklungsgebiete unweit des Hauptbahnhofs nimmt Gestalt an: auf dem ehemaligen Siemens-Standort zwischen Quellenstraße, Kempelengasse, Gudrunstraße und den Gleisen entsteht in den nächsten Jahren ein neues Stadtviertel mit 1.100 Wohnungen und Gewerbeflächen.
Sein Name (der auch Programm sein wird): Kempelenpark.
Bis in die 80er-Jahre befand sich auf dem rund fünf Hektar großen Areal neben dem Kretaviertel ein Kabel- und Drahtseilwerk. Dann baute Siemens dort für seine IT-Sparte einen Bürokomplex aus insgesamt zwölf Gebäuden.
Ab 2010 siedelte das Unternehmen allerdings nach Floridsdorf ab und verkaufte die Fläche. Sie wechselte in den Folgejahren mehrmals den Besitzer.
Leer stand das Areal in all dieser Zeit aber kaum: Ab dem Jahr 2014 zogen verschiedene Zwischennutzungsprojekte ein. 31 Mieter sind es derzeit – darunter Start-ups, Künstler und Bildungseinrichtungen.
Langfristiges Konzept fixiert
Nun gibt es einen langfristigen Plan für das Areal: Er stammt vom Projektentwickler Swiss Town Consult (STC), der das Grundstück Ende 2018 gekauft hat. Er will das Gelände großteils neu bebauen: am Rand mit rund 22 Meter und zur Mitte hin mit etwa 35 Meter hohen Häusern.
Darin wird Platz für 350 frei finanzierte und 750 geförderte Wohnungen sein. Erstere wird STC selbst bauen, letztere andere Bauträger.
25.000 Quadratmeter Fläche, verteilt auf zwei separate Gebäude und die Erdgeschoßzonen der Wohnhäuser, sind für Gewerbebetriebe und Dienstleister reserviert. Dazu kommt eine Volksschule mit neun Klassen.
Zwischenmieter dürfen bleiben
Einkalkuliert ist auch, dass so mancher Zwischenmieter zum Dauergast wird: ein Kindergarten, eine Tischlerei (die Jugendliche auf den Arbeitsmarkt vorbereitet), sowie eine Gemeinschaftsküche für Foodtrucks (wo zum Beispiel die bekannten Anbieter Wrapstars oder Andis Arancini ihre Speisen vorbereiten).
Und die Materialnomanden – eine Firma, die Bauteile und -Materialien aus alten Gebäuden wiederverwertet.
Wie das geht, soll sie übrigens am Kempelenpark demonstrieren: Bestandteile der alten Bürogebäude, die weiter genutzt werden können (zum Beispiel Kupferkabel), sollen Teil der neuen Häuser werden.
Unklar ist noch, was mit dem mehr als 300 Meter langen Tunnel unter dem Gelände passiert. Früher wurden dort Drahtseile gedreht, heute finden Konzerte und Ausstellungen statt.
Zwangsweise in einem sehr exklusiven Rahmen: Weil es kaum Fluchtwege gibt, darf nur eine Handvoll Leute hinein. Häuser trägt er wohl nicht – er wird daher wohl teilweise zugeschüttet.
200 neue Bäume
Zwischen den Häusern ist ein 11.500 Quadratmeter großer Park vorgesehen, der für alle zugänglich sein wird. Davon soll das Grätzel profitieren: „Die Öffnung des Parks bietet größtmögliche Lebensqualität für die künftigen Bewohner und für die Favoritner in den umliegenden Gassen“, sagt Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne).
In den Park will STC so viele der bestehenden Bäume integrieren wie möglich. Zusätzlich sollen etwa 200 neue Bäume eingesetzt werden. Die Dächer der Häuser werden übrigens allesamt bepflanzt: Das macht zusätzlich 17.500 Quadratmeter Grünfläche.
Baubeginn 2023
Damit das alles realisiert werden kann, muss erst noch der Flächenwidmungsplan geändert werden. Die geplanten Adaptionen sollen noch im Sommer öffentlich bekannt gemacht und im Winter beschlossen werden. Der Baubeginn ist für 2023 angesetzt, frühestens ein Jahr später werden erste Mieter einziehen. Bis 2026 soll der Kempelenpark fertig sein.
Zeitgleich wird das Stadtentwicklungsgebiet "Neues Landgut" fertig. Im Dreieck zwischen der Laxenburger Straße, der Landgutgasse und den Gleisen entsteht bis 2026 ein neuer Stadtteil mit einer Schule, einem Park, Wohnungen und Geschäften.
Die umliegenden Stadtentwicklungsgebiete werden bis dahin ebenfalls finalisiert sein: Das Viertel direkt um dem Hauptbahnhof ist bereits jetzt fast fertig verbaut, aktuell entsteht noch das Quartier Belvedere Central. Das Sonnwendviertel ist westlich des Helmut-Zilk-Parks komplett, östlich fehlen nur noch einzelne Bauten. Sie werden bis 2021 errichtet.
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