Wie lange die Wartezeit ist, hänge laut Bildungsstadtrat von verschiedenen Faktoren ab: Der Zeitpunkt der Anmeldung, das Alter der Kinder oder ob die Eltern berufstätig sind. Laut Informationen der Grünen seien Wartezeiten von bis zu drei Jahren möglich – und selbst dann sei es keineswegs garantiert, dass das Kind aufgenommen wird.
Der Mangel an Betreuungsplätzen hat mitunter weitreichende Folgen. So sehen sich Mütter oft gezwungen, ihren Job aufzugeben, um das Kind daheim betreuen zu können. „Das steht jedem Bestreben nach Geschlechtergerechtigkeit entgegen“, kritisieren die grünen Bildungssprecher Julia Malle und Felix Stadler.
Sie haben einen weiteren Kritikpunkt: Die Benachteiligung von privaten Kindergarten-Trägern, wenn es um die Bereitstellung einschlägiger Fördermittel geht. Mit der Folge, dass zuletzt laut Grünen in integrativen Gruppen Privater lediglich 43 Kinder betreut wurden. Dabei werden von diesen insgesamt zwei Drittel aller Kindergartenplätze in Wien bereitgestellt.
In der Praxis stellt das Eltern oft vor große Probleme, wie das Beispiel von Frau N. zeigt. Sie ist alleinerziehende, berufstätige Mutter eines dreieinhalbjährigen Sohnes mit Autismus.
Da sie zum Zeitpunkt der Anmeldung beschäftigungslos war, bekam sie keinen Platz in einem städtischen Kindergarten. Nun besucht ihr Sohn einen privaten, in dem er sich sehr wohl fühlt.
Jetzt würde er eine Fachassistenz benötigen, eine entsprechende Förderung ist aber nur für städtische Betreiber vorgesehen. Ihr Sohn müsste daher – trotz bester Integration – im Herbst in einen städtischen Kindergarten wechseln, sofern dort überhaupt ein Platz frei ist. Im schlimmsten Fall muss Frau N. ihren Job aufgeben, um ihren Sohn daheim betreuen zu können.
„Die Stadt ist gefordert, für ein inklusives Angebot im städtischen wie im privaten Bereich zu sorgen und hat den Umstand zu beenden, in dem Eltern Bittsteller sind“, betonen Malle und Stadler.
„Derzeit kann der Ausbau leider nicht in dem Ausmaß wie von Seiten der Stadt Wien gewünscht vorangetrieben werden, da das dafür entsprechende Fachpersonal am Arbeitsmarkt nicht ausreichend zur Verfügung steht“, heißt es im Wiederkehr-Büro. „Trotz vielfacher Bemühungen der Stadt Wien, dieser Sachlage entgegen zu wirken, können derzeit nur vereinzelt neue Gruppen für Kinder mit Behinderung oder Beeinträchtigung eröffnet werden“, sagt ein Sprecher, der aber auch eine Mitverantwortung des Bundes sieht.
Im Zusammenhang mit der Lage bei privaten Trägern verweist man auf ein spezielles Pilotprojekt, das nun verlängert werden soll. „Weitere mögliche Maßnahmen werden laufend auch ressortübergreifend erarbeitet und geprüft.“
Kommentare