Industrie warnt: Wiens Betrieben geht der Platz aus

Industrie warnt: Wiens Betrieben geht der Platz aus
Aktuelle Erhebungen zeigen: Nur noch 140 Hektar sind für Produktionsflächen verfügbar

Was für den einen Gold ist, ist für den anderen Boden. Letzteres ist derzeit besonders begehrt: Denn in Österreich wird der Platz knapp. Besonders im urbanen Raum ist ein regelrechter Bodenmangel spürbar.

Was in Wien momentan schneller wächst, die Bevölkerungsanzahl oder der Bodenverbrauch, ist schwer zu sagen. Sicher ist: Nicht nur der Wohnraum, sondern vor allem auch der Platz für die Industrie wird knapp.

Das zeigen aktuelle Zahlen der Wirtschaftskammer Wien (WKW): Von 2.127 Hektar gewidmeten Betriebsflächen in der Stadt sind nur noch 140 Hektar frei. 

Allein in den letzten zehn Jahren sind laut den Erhebungen 138 Hektar verbaut worden. Das bedeutet, dass beim Beibehalten des derzeitigen Tempos in den nächsten zehn Jahren Wiens produzierenden Betrieben der Platz ausgeht.

Standort bedroht

Die Folgen des Platzmangels sind vielfältig: Zum einen können sich keine neuen Betriebe ansiedeln, wodurch Wien zusätzliche Arbeitsplätze entgehen würden. 

Zum anderen können bestehende Unternehmen notwendige Erweiterungen nicht durchführen. Ist die Expansion in Wien nicht möglich, hat dies oft eine Abwanderung in andere Bundesländer oder gar ins Ausland zur Folge.

Das könnte sich verheerend auf Wien als Wirtschaftsstandort auswirken. Immerhin erwirtschaftet die Wiener Industrie pro Jahr einen Produktionswert von 63 Milliarden Euro, so die Wirtschaftskammer.

Umso wichtiger sei es, die Betriebsflächen jetzt sicherzustellen und zu verhindern, dass Betriebe abwandern.

Aber wenn der Platz so rar ist, wo gibt es überhaupt noch verfügbare Produktionsflächen?

Unverbaute betriebliche Flächen sind noch in sämtlichen Randbezirken vorhanden. Etwa im 11., 23. oder 22. Bezirk.

Um das Potenzial nutzen zu können, müsste aber an der Infrastruktur nachgebessert werden, so Stefan Ehrlich-Adám, WKW-Spartenobmann der Industrie

Beispielsweise wäre im 22. Bezirk eine Anbindung an die S1 von großem Nutzen, unterstreicht er eine langjährige Forderung der Wirtschaftskammer.

Gleichgewicht gesucht

„Wir müssen schnellstens schauen, dass wir ein Gleichgewicht zwischen Wohnraum und Produktionsflächen finden. Man muss in Wien wohnen und arbeiten können“, sagt Ehrlich-Adám. 

Nur so könne Wien in den internationalen Rankings weiter mithalten.

Um das zu erreichen, braucht es Lösungsansätze. Wohnraum mehr in die Höhe zu bauen wäre eine davon. Gleichfalls würde es sich anbieten, bei Abwanderung von Betrieben sicherzustellen, dass vorhandene Produktionsflächen als solche beibehalten werden.

„Das ist natürlich keine Lösung für alles, wäre aber zumindest ein Start“, so Ehrlich-Adám.

Dazu beitragen sollen die laufenden Gespräche zwischen der Stadt Wien, der Wirtschaftsagentur und der WKW sowie der Stadtentwicklungsplan 2035, der gegenwärtig konzipiert wird.

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