Impftermine für Jüngere: Hacker steigt auf die Bremse

Impftermine für Jüngere: Hacker steigt auf die Bremse
Wiener Gesundheitsstadtrat findet entsprechende Ankündigungen des Bundes "verwunderlich".

Am Donnerstag versprühten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) Optimismus in Sachen Impffortschritt.

Bald wären zwei Drittel aller Österreicher, die dies auch wollen, geimpft, hieß es von Kurz nach einer Expertenrunde. Speziell Jüngere würden derzeit aber noch sehnsüchtig auf ihre Impfung bzw. überhaupt einen Termin warten.

Nun sollen in allen Bundesländern Impftermine für alle Altersgruppen freigeschaltet werden, kündigte Kurz an - damit sich in den nächsten Wochen jeder impfen lassen kann, der dies auch möchte. Dank einer Verordnung, die laut Mückstein in einigen Tagen fertig sein wird, werden Impfungen bei den Hausärzten für alle Altersgruppen - ab 16 Jahren - freigegeben. "Die Ärzte können frei nach persönlichem Risiko entscheiden", sagte der Minister.

Termine für alle in OÖ

Klingt gut, doch in den Bundesländern wird die Situation freilich äußerst unterschiedlich bewertet. Bisher hat nur Niederösterreich als erstes Bundesland Anfang Mai die Alterspriorisierung aufgehoben und Impftermine für alle freigeschalten.

Am Freitag kündigte dann auch die oberösterreichische Landesregierung an, die Alterspriorisierung früher als geplant, nämlich bereits mit Anfang nächster Woche, aufzuheben. Zudem informiert OÖ künftig bei der Impfanmeldung gleich darüber, welcher Impfstoff bei dem jeweiligen Termin zum Einsatz kommt.

Laut Ö1-Morgenjournal will auch die Steiermark bald Termine für alle Angemeldeten vergeben; Salzburg hofft, die Alterspriorisierung in etwa drei Wochen aufheben zu können.

Hacker: Zu wenig Impfstoff

Diametral anders äußerte sich jedoch der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Ö1-Morgenjournal. Er sei "erstaunt" über die entsprechende Ankündigung der Bundesregierung - und ebenso erstaunlich sei es, dass diese ohne vorherige Absprache getätigt worden sei.

Wien werde jedenfalls weiterimpfen wie gehabt, für die Öffnung für alle Altersgruppen fehle nämlich der Impfstoff. Hacker: "Im Juli wird weniger Impfstoff kommen als im Juni und im August in etwa gleich viel wie im Juli. Also ich kann die Euphorie nicht erkennen."

Er habe das Gefühl, der Bundeskanzler würde permanent Rosinen picken "und wir Länder sollen uns dann um den Kuchen kümmern". Er halte nicht viel davon, der Bevölkerung Dinge zu versprechen, "die man dann einfach nicht halten kann", so Hacker.

Lange Schlange vor Impfstraße

Ungeachtet dessen bildeten sich Freitagvormittag vor der größten Wiener Impfstraße im Austria Center lange Schlangen. Zwar wird in der allgemeinen Impfpriorisierung der Bundeshauptstadt nach wie vor nach Altersgruppen geimpft, über die Schiene der betrieblichen Impfungen kommen jedoch auch bereits vermehrt Jüngere an die Reihe.

Erst am Donnerstag hatte die Stadt begonnen, Termine für Arbeitnehmer im Kundenkontakt ohne bauliche Schutzmaßnahmen freizugeben - das betrifft unter anderem Handelsangestellte, aber auch Beschäftigte in der Gastronomie oder in körpernahen Dienstleistungsbetrieben.

Kritik an den Versprechungen des Bundes kam am Freitag jedoch nicht nur aus Wien, sondern auch aus Tirol. Konkret kritisierte die Tiroler Ärztekammer erneut die Impfstoffverteilung an die Praxen der niedergelassenen Ärzte.

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