Impfen: Enorme Unterschiede in den Wiener Bezirken
Für Diskussionsstoff sorgen die jüngst vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Corona-Durchimpfungsraten der einzelnen Gemeinden. In dieser Statistik sind erstmals auch Daten für Wiens Bezirke ausgewiesen.
Und hier zeigen sich enorme Unterschiede:
Während in Neubau schon 63 Prozent der Bevölkerung zumindest eine Teilimpfung bekommen haben (Stand: 12. Juli), sind es in Favoriten nur 45 Prozent (siehe Grafik unten).
Generell gilt: In den wohlhabenden (Innenstadt-)Bezirken ist die Impfbereitschaft deutlich höher als in den einkommensschwächeren, die sich vor allem am Stadtrand befinden.
Rasch wurde in der öffentlichen Diskussion ein Zusammenhang mit dem hohen Migranten-Anteil in diesen Bezirken hergestellt und die Frage aufgeworfen, ob der enorme Rückstand einer geringen Impfbereitschaft der Zuwanderer geschuldet sei.
Migrationshintergrund nicht erfasst
Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) warnt man vor übereilten Schlussfolgerungen, würden doch Kriterien wie Migrationshintergrund beim Impfen nicht statistisch erfasst.
Ein Sprecher verweist auf eine Studie der Uni Wien, bei der die Testbereitschaft verschiedener Bevölkerungsgruppen untersucht wurde. Deren Ergebnisse ließen sich wohl auch auf das Impfverhalten umlegen.
Demnach sei die Testbereitschaft umso geringer, je geringer Bildung und Einkommen seien. Und hier lande man indirekt bei den Migranten, die in der Gruppe der schlecht Gebildeten und wenig Wohlhabenden überrepräsentiert seien.
Beim Impfen würde zusätzlich die Altersstruktur der Bezirksbevölkerung eine Rolle spielen, sagt der Hacker-Sprecher. In Bezirken wie die Innere Stadt oder Hietzing sei der Altersschnitt (und damit auch der Anteil von Risikopatienten) sehr hoch, was zu einer höheren Durchimpfungsrate führe.
Es gibt aber einzelne Ausreißer: Impf-Spitzenreiter ist Neubau, das beim Alter nur knapp über dem Wien-Schnitt liegt. Hier dürften also doch vor allem die Faktoren Bildung und Einkommen eine Rolle spielen.
Nicht ausschließen will man seitens der Stadt, dass etliche Wiener mit Migrationshintergrund nicht in der Impfstatistik aufscheinen, weil sie sich im Heimatland ihrer Familie impfen haben lassen.
Ihre Zahl sei aber vermutlich so gering, als dass sich daraus die enormen Unterschiede zwischen den Bezirken erklären ließen.
Unentschlossene motivieren
Bleibt die Frage, was die Stadt unternimmt, um sie auszugleichen. Der Hacker-Sprecher verweist auf die betrieblichen Impfprogramme, zu denen sich 23.000 Firmen angemeldet hätten.
Ihr Zweck sei es, Unentschlossene zu motivieren, die sonst schwer erreichbar wären.Zuletzt setzte man immer mehr auf Impf-Angebote an belebten Plätzen, für die keine Voranmeldung nötig ist. Etwa das Impfboot an der Alten Donau oder die Impfbox vor dem Rathausplatz.
Die ersten Erfahrungen würden zeigen, dass diese Angebote gerade Migranten und jungen Menschen ankommen würden, sagt der Sprecher.
Vorstellbar sei, dass man sie noch gezielter auf Bezirke mit geringer Durchimpfung ausweitet. Vielleicht kommt also auch bald eine Impfbox am Viktor-Adler-Markt.
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