Hilfe bei Gewalt in Beziehung: In Wien eröffnete fünftes Frauenhaus
Begonnen hat es im Herbst 1978: In einer Altbauwohnung im 9. Bezirk eröffnete das erste Frauenhaus Wiens. „Wer kam, wurde aufgenommen“, erzählt Andrea Brem, Geschäftsführerin vom Verein Wiener Frauenhäuser. Man musste improvisieren, teils schliefen Frauen auf Matratzen auf dem Boden. Mittlerweile gibt es 30 Frauenhäuser in ganz Österreich, in Wien eröffnete zu Jahresbeginn das fünfte Frauenhaus. Auf dem Boden schlafen muss heute niemand mehr, jede Frau bekommt eine Wohneinheit für sich und ihre Kinder. Und noch immer gilt: „Wir weisen keine Frau ab.“
50 Plätze bietet das neueste Frauenhaus in Wien, rund die Hälfte davon sind bereits belegt. Wo sich Frauenhäuser befinden, wird nicht öffentlich bekannt gegeben, um die Bewohnerinnen nicht zu gefährden.
Alle Frauen ab 18 Jahren, die Schutz vor Gewalt suchen, können sich an die Einrichtungen wenden. „Unsere älteste Bewohnerin war 95. Sie ist von ihrem Sohn misshandelt worden“, erzählt Brem. In den meisten Fällen erleben die Frauen jedoch körperliche oder psychische Gewalt durch ihre Partner.
Bedrohung im Internet
„Manche werden von früh bis spät gedemütigt. Oder der Mann lässt sie nicht schlafen, sperrt sie ein oder aus, nimmt ihr das Geld weg“, beschreibt Brem. Neue Formen der Bedrohung gibt es durch das Internet: Über Handys können Frauen etwa abgehört oder geortet werden. „Oder die Männer drohen, pornografische Bilder zu posten.“
Sozialarbeiterinnen gehen auf jede Frau ein: „Wir wertschätzen, wir informieren, wir beraten“, schildert Brem. Es gibt Therapieangebote sowie Hilfe bei der Job- und Wohnungssuche.
Der Frauenhaus-Notruf Wien ist rund um die Uhr erreichbar unter 057722. Wer Beratung sucht, aber nicht ins Frauenhaus möchte, kann sich an die Beratungsstelle in der Vivenotgasse 53 wenden (Mo-Fr, Terminvereinbarung: 01 / 5123839). In ganz Österreich gibt es bei der Frauenhelpline ( 0800 / 222555) und beim Männernotruf ( 0800 / 246247) rund um die Uhr Hilfe.
Eine Frau, die lange Jahre in einer gewalttätigen Beziehung war, schilderte dem KURIER, wie sie sich daraus befreien konnte. Sie möchte anderen Frauen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden, Mut machen. Mehr darüber lesen Sie hier:
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