Die Holztreppe knarzt und es ist dunkel am Weg nach oben. Der Grund dafür ist eine ausgefallene Leuchtstoffröhre, die normalerweise die Stiege zum Dachboden erhellt. Für die Pensionistin Lucia Kellner ist das ein großes Problem – allerdings nur kurz. Nämlich nur solange, bis Heinz Rieger mit dem Auto vorfährt. Der 90-jährige Liesinger hat vor rund drei Jahren die Initiative „Senioren helfen Senioren gegründet“.
Die Idee: Man will Pensionisten bei ihren Alltagsproblemen helfen. Während der Hochphase der Pandemie wurde der Dienst ausgesetzt, jetzt startet Rieger aber wieder durch.
"Beschäftigung gesucht"
Pflanzen setzen am Balkon gehört ebenso zu den Tätigkeiten wie Glühbirnen auswechseln oder das Einstellen von Türscharnieren. „Ich habe als Pensionist viel Zeit und habe eine Beschäftigung gesucht“, erzählt Rieger. Dank des Internets sei er auf die Idee gekommen. In Aachen in Deutschland gibt es eine Pensionisten-Initiative mit gleichem Namen, die ihm als Vorbild diente.
500 erledigte Aufträge
Dass in Wien durchaus Bedarf an dem Angebot gibt, zeigt Riegers Erfolgsquote. 500 kleine Arbeiten konnten seit der Gründung erledigt werden. Mittlerweile helfen ihm fünf weitere gleichgesinnte Pensionisten bei der Erledigung der Anfragen. „Es macht uns einfach Freude, wenn man diesen Menschen helfen kann.“
Wie man selbst um Hilfe bitten kann? Ganz einfach: Man ruft einfach bei Heinz Rieger an – und zwar am Handy unter 0664/9183131. Dieser klärt dann die wichtigsten Details. Je nach Auftrag organisiert er den richtigen Helfer. Und er achtet auch darauf, dass die Hilfe wirklich benötigt wird – und sich der Anrufer nicht einfach die Kosten für einen Handwerker ersparen will. Die handwerkliche Leistungen von Rieger und seinem Team sind nämlich gratis. Ersatzteile müssen aber natürlich selbst bezahlt werden – auch Fahrtkostenersatz wird verrechnet.
"Navi" in Buchform
Für welche Tätigkeiten man die rüstigen Senioren konsultieren kann, ist auch auf der Website seniorenhelfensenioren.at aufgelistet.
Im Falle der Leuchtstoffröhre nimmt Rieger die ausgediente Lampe und fährt gleich ins Bauhaus, um einen Ersatz zu besorgen. „Schauen wir mal, ob es so etwas überhaupt noch gibt“, sagt Rieger. „Ja, das war schon eine ziemliche Funzel“, sagt Kellner.
Als Navi fungiert übrigens noch ein Stadtplan in Buchform. Zuhause hat der Pensionist allerdings schon einen Computer, bei dem er sich vor der Anfahrt die richtige Route ausdrucken kann.
Hilfestellungen bei Computern wird bei „Senioren helfen Senioren“ auch angeboten. Das erledigt Rieger allerdings nicht selbst, sondern die (etwas) jüngeren Kollegen. „Auch Tätigkeiten, bei denen ich auf eine Leiter steigen muss, mache ich nicht mehr selbst“, sagt er.
Sicheres Terrain
Im Baumarkt befindet er sich allerdings auf sicherem Terrain. Schnell ist die passende Leuchtstoffröhre gefunden – und die alte auch fachgerecht entsorgt. Der Rückweg und die Montage sind schnell erledigt. Lucia Kellner hat nun wieder Licht bei ihrer Holztreppe. Das Einzige, das die Pensionistin bedauert, ist, dass keine Zeit für einen gemeinsamen Kaffee auf der Terrasse bleibt.
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