Häftling aus Spital entkommen: Flüchtiger offenbar mit Terrorhintergrund

Häftling aus Spital entkommen: Flüchtiger offenbar mit Terrorhintergrund
Dass der Mann flüchten konnte, lag wohl an einem "dienstlichen Fehlverhalten". Es soll sich um einen IS-Anhänger handeln.

Nach der hochnotpeinlichen Affäre rund um  drei getürmte Gefängnisinsassen und einer Insassin im vergangenen November hatte das Justizministerium die Sicherheitsvorkehrungen bei Gefangenentransporten verschärft.

Eigentlich sollten Häftlinge seither bei Eskorten auf dem Rücken gefesselt werden, außerdem waren damals Schulungsmaßnahmen für Justizbeamte angekündigt. Ein Missbrauch der neuen Vorschriften dürfte am Freitag aber erneut die Flucht eines schwerkriminellen Häftlings in Wien begünstigt haben.

Der 19-jährige vorbestrafte Österreicher mit tschetschenischen Wurzeln war während eines Untersuchungstermins im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien-Leopoldstadt geflüchtet. Drei erfahrene Justizwachebeamte sollen für ihn abgestellt gewesen sein, allerdings dürfte ihn nur einer davon zu einer Untersuchung gebracht haben. 

Das Justizministerium räumte ein, dass ein „dienstliches Fehlverhalten einzelner Bediensteter“ zu der Flucht geführt haben könnte. Demnach dürfte er nicht gefesselt gewesen sein. Eine interne Prüfung sei eingeleitet worden, je nach Ausgang wären auch disziplinarrechtliche Schritte möglich, hieß es. Ein Beamter wurde bei dem Vorfall verletzt.

Erfolglos fahndete die Polizei mit Kräften der Bereitschaftseinheit, der Diensthundeabteilung sowie der WEGA nach dem Mann.

Lichtbild veröffentlicht

Am Abend veröffentlichte die Polizei ein Lichtbild des geflüchteten Häftlings. Über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wird nach dem Beschuldigten mittels europäischen Haftbefehl gefahndet und das beigefügte Lichtbild veröffentlicht. Hinweise zum Aufenthalt des Mahdy C., die auch vertraulich behandelt werden, werden an alle Polizeiinspektionen im Bundesgebiet oder an das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung Niederösterreich, Telefonnummer 059133-30-8333, erbeten.

Kriminelle Vorgeschichte

Trotz seines zarten Alters hat der 19-Jährige eine beachtliche kriminelle Karriere vorzuweisen. In seiner Vita scheint eine Verurteilung in Wien wegen Raubes auf. Später wurde er im Dezember 2021 am Landesgericht Wr. Neustadt wegen Körperverletzung erneut verurteilt.

Diese Strafen soll der Mann abgesessen haben, bevor Polizei, Verfassungsschutz und die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt ihn erneut ins Visier genommen hatten. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Haft im Jänner wurde er deshalb wieder in Untersuchungshaft genommen. Grund war ein dringender Tatverdacht im Zusammenhang mit Ermittlungen in Richtung terroristischer Straftaten. Der Verdacht lautete auf Bildung einer kriminellen Vereinigung.  

Als Haftgründe wurden Tatbegehungs- und Fluchtgefahr angenommen. Deshalb saß er auf Basis eines Europäischen Haftbefehls in der Justizanstalt Wiener Neustadt. Später wurde der mutmaßliche Anhänger der radikalislamistischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) aus gesundheitlichen Gründen in die Josefstadt verlegt, weil es dort eine Krankenabteilung gibt.

Als Parameter für Sicherheitsvorkehrungen bei dem Transport von Häftlingen werden unter anderem deren Delikte, bisherige Ordnungswidrigkeiten sowie körperliche Voraussetzungen herangezogen. Bei entsprechender Fitness oder Kampfsporterfahrung der Insassen werden strengere Maßnahmen angeordnet.

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