Gasthaussterben: Sperrstunde für Wiener Ausflugslokale

Große Vergangenheit, ungewisse Zukunft: Die Sophienalpe ist seit 2021 geschlossen
Sophienalpe, Dopplerhütte und Cobenzl funktionierten mehr als 100 Jahre als Gaststätten – warum diese Traditionshäuser immer wieder existenzielle Probleme bekommen haben.

Von Christian Mayr

Die Zeit ist hier nicht stehen geblieben. Sie ist längst abgelaufen. Heute erinnert auf der Sophienalpe nur noch ein überdimensionierter Parkplatz daran, was hier einmal los gewesen sein muss. Heute ist der vor 110 Jahren erbaute Einkehrgasthof höchstens ein Augenschmaus für Lost-Places-Anhänger. Die Rennradler, die im Minutentakt am einstigen Stolz der K. u. k.-Zeit vorbeiziehen, heben nicht einmal den Kopf. Und wer hier seinen Muttertagsausflug machen möchte, kommt Jahre zu spät.

Dabei nahm das Unglück auf dem nach Erzherzogin Sophie benannten Hochplateau schon vor zehn Jahren seinen Ausgang. 2015 schlitterte die Familie Allmayer, die das Juwel davor mehr als ein halbes Jahrhundert betrieben hatte, in Konkurs. Das Hotel-Restaurant mit mehr als 580 Sitzplätzen sorgte für regelmäßige Verluste. 

Das Anwesen ging schließlich an eine Immobilienfirma, die 2018 zum ersten und 2020 zum zweiten Mal einen Pächter fand. Letzterer versuchte es im ersten Pandemiesommer mit Picknickkörben und opulenten Grillereien. Letztlich brachten den neuen Betreiber Rauchwaren anderer Art zu Fall: Im Februar 2021 wurde im Hoteltrakt eine Cannabisplantage entdeckt – der Pächter wurde nach Tschechien ausgeliefert, weil er verdächtigt wurde, Teil einer internationalen Drogenbande zu sein.

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