Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer: Eine Frage des Platzes

Am Donnerstag werden die nächsten sechs temporären Begegnungszonen eröffnet
In der Initiative "Mehr Platz für Wien" engagieren sich Interessierte und Experten. Sie wollen die Verkehrsflächen besser aufteilen.

Man kennt das ja mitunter: Zuerst wartet man als Fußgänger minutenlang, bis die Ampel beim Zebrastreifen überhaupt grün wird. Und kaum hat man die Straße betreten, blinkt sie schon wieder.

Nicht zu Unrecht fragen viele, vor allem ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, wie man die Straße in der vorgegebenen Zeit passieren soll.

Ampelschaltungen nicht so sehr auf die Bedürfnisse der Autofahrer, sondern auf jene von Fußgängern (und Radfahrern) auszurichten, ist eine der Forderungen der Initiative „Mehr Platz für Wien“.

50 Personen, eine Mischung aus Interessierten und Experten, sind dabei. Am Mittwoch präsentierten sie ihre 18 Forderungen.

Der Zeitpunkt war nicht zufällig gewählt. Die Initiative will ihre Forderungen in den Wien-Wahlkampf einbringen. „Die Parteien sollen sich deklarieren“, sagt Ulrich Leth, Verkehrsplaner an der TU Wien und Mitglied der Initiative.

Bis zur Wahl will man 57.255 Unterschriften sammeln. Das wäre die exakte Zahl an notwendigen Unterschriften, um ein Volksbegehren zu starten. Das will „Mehr Platz für Wien“ aber gar nicht. Die Liste soll im Petitionsausschuss des Gemeinderats behandelt werden, damit alle in Wien lebenden Personen teilnehmen könnten (nicht nur Staatsbürger).

Die wichtigsten Forderungen im Überblick: 

1. Ruhigere Straßen, breitere Gehsteige

Die temporären Begegnungszonen während der Coronakrise (sechs neue werden heute, Donnerstag, in der Hermanngasse, Ahornergasse, Zollergasse, Sobieskigasse, Meiselstraße und Kalvarienberggasse eröffnet) sind der Initiative nicht genug. 60 Kilometer – 6 pro Jahr – an Fußgänger- und Begegnungszonen sollen in Wien geschaffen werden.

Und weil 1.457 Kilometer Gehsteige weniger als zwei Meter breit sind (das sind 38 Prozent aller Trottoirs), sollen weitere 1.000 Kilometer auf mindestens zwei Meter verbreitert werden.

2. Keine Autos vor Schulen

Zu viele Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen. Zu viel Verkehr vor Schulen generell: Bis 2030 sollen 35 Schulvorplätze autofrei gemacht werden.

Auf 800 Kilometer Straße soll Tempo 30 verordnet werden. Für Volksschüler sollen außerdem mehr Fahrradkurse angeboten werden.

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Das Fahrverbot in der Märzstraße regt auf: Anrainer sammelten Unterschriften dagegen.

3. Bessere Radwege

Alserbachstraße, Spitalgasse, Wiedner Hauptstraße: In Wien gibt es viele Hauptstraßen, die nicht oder nicht gut genug mit Radwegen erschlossen sind. Konkret 160 Kilometer von 560 Kilometern.

Geht es nach der Initiative, sollen weitere 300 Kilometer sichere Radwege entlang der Hauptverkehrsrouten entstehen. Außerdem sollen 50 Kilometer Fahrradstraßen gebaut und mehr Einbahnen für Radfahrer geöffnet werden.

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Der Radweg an der Linken Wienzeile hat für unzählige Diskussionen in Wien gesorgt

4. Kreuzungen sichern

Wenig Platz, lange Wartezeiten für Fußgänger und Radfahrer: Bis 2030 sollen pro Jahr fuß- und radfreundliche Ampelschaltungen bei 50 ampelgeregelten Kreuzungen entstehen.

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5. Umsteigen attraktivieren

Haltestellen für Bus und Bim sollen so umgestaltet werden, dass dort Radfahrer umsteigen können. Die „in die Jahre gekommenen“ City Bikes sollen ausgetauscht werden.

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