Erneut zwei Missbrauchs-Verdachtsfälle in Wiener Kindergärten

Erneut zwei Missbrauchs-Verdachtsfälle in Wiener Kindergärten
Zwei neue Fälle beschäftigen die Behörden. Die beiden Betreuer wurden unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe abgezogen. Ermittlungen laufen.

Einmal mehr sind die Wiener Kindergärten mit Fällen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch durch Pädagogen konfrontiert. Konkret sind es sogar zwei, die aktuell die Polizei beschäftigen, wie die zuständige MA 10 am Mittwochnachmittag in einer eilig einberufenen Pressekonferenz bekannt gab.

Im privaten Umfeld

Der erste Verdachtsfall soll sich nicht direkt im Kindergarten zugetragen haben. Vielmehr wird einem Pädagogen vorgeworfen, einer noch minderjährigen Jugendlichen aus dem privaten Umfeld gegenüber übergriffig geworden zu sein. Im Zuge ihrer Ermittlungen informierte die Polizei vor etwa zwei Wochen  die MA 10.

Zweiter Verdachtsfall in Kindergarten

Der zweite Fall betrifft den Verdacht des Kindesmissbrauchs durch einen Pädagogen, der sich hingegen sehr wohl im Kindergarten zugetragen haben soll. Wann genau, weiß die MA 10 derzeit selbst noch nicht. Die betroffenen Eltern wandten sich an eine Kinderschutz-Organisation, die ihrerseits am vergangenen Montag die MA 10 informierte.

Nähere Details (etwa den Standort der betroffenen Kindergärten) konnte oder wollte man am Mittwoch nicht nennen – mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte und die Privatsphäre aller Involvierten.

In Innendienst versetzt

„In beiden Fällen wurden jedenfalls die verdächtigten Pädagogen (es handelt sich um Männer, Anm.) unverzüglich aus dem Kinderdienst abgezogen und in den Innendienst versetzt“, sagt Kurt Burger, stellvertretender Leiter der MA 10. Weiters wurden die Mitarbeiter verständigt und sämtliche Eltern per eMail informiert. Ihnen steht zudem eine eigene Hotline zur Verfügung, an die sie sich wenden können.

Die Ermittlungen sind in beiden Fällen unterschiedlich weit gediehen: Im ersten wurde bereits eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt.

Interne Ermittlungsverfahren

So weit ist man im zweiten Fall noch nicht: Hier laufe noch das interne Ermittlungsverfahren, schildert Ingrid Pöschmann von der MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe). Das heißt: In Zusammenarbeit mit der Polizei würden Mitarbeiter und Eltern befragt, um ein möglichst detailliertes Bild der Lage zu bekommen.

Zusätzlich wurde den betroffenen Kindergarten-Teams eine Akutbetreuung und Supervision vor Ort bereitgestellt.

Fall aus Penzing

Mit dem raschen Gang an die Öffentlichkeit will man seitens der Stadt offensichtlich beweisen, dass man aus dem jüngsten Missbrauchsverdachtsfall in einem Kindergarten in Penzing gelernt hat. Er war im Mai  bekannt geworden. Damals wurde der MA 10 bzw. der Kindergarten-Leitung wie berichtet vorgeworfen, die Eltern am Standort über ein Jahr hinweg nicht über die möglichen Übergriffe informiert zu haben.

Erst der Anwalt der unmittelbar betroffenen Eltern brachte die Causa an die Öffentlichkeit. Als Konsequenz veranlasste Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) die Absetzung der Leiterin der MA 10. In dieser Causa würden immer noch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen, hieß es am Mittwoch.

Sensibilisierung

MA-10-Vizechef Burger will aber nicht von einer aktuellen Häufung von Missbrauchsverdachtsfällen in den Wiener Kindergärten sprechen. Vielmehr geht er davon aus, dass die jüngsten Vorfälle in Penzing zu einer Sensibilisierung der Eltern geführt hätten, was auffälliges Verhalten ihrer Kinder betrifft.

 

 

Betroffene können sich an verschiedene Stellen wenden, hier eine Auswahl:  

Die Möwe
Hier gibt es schnelle Hilfe an fünf Standorten in Wien und NÖ, telefonisch, online  oder persönlich (wenn gewünscht auch anonym).
Tel.: 01 532 15 15, die-moewe.at
 
Kinder- & Jugendanwaltschaft
Tel.: 01 7077 000, kija.at

Stopline
Meldestelle gegen sexuelle Missbrauchsdarstellung Minderjähriger, stopline.at

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