Elektrifizierend: Monowheel, E-Roller und Hoverboard im Test
Spätestens seit sie findige Start-ups großflächig in Wien verteilt haben, fallen sie im Stadtbild verstärkt auf: elektrisch betriebene Tretroller, die ihre Nutzer fast geräuschlos über den Asphalt tragen.
Immer öfter sind auch ihre Artverwandten Hoverboard, Monowheel und Co. zu sehen. Mit den wendigen Geräten ist nicht nur eine neue Art der Fortbewegung angerollt, sondern auch Konfliktpotenzial.
Doch während sich die einen von gar zu flotten Nutzern dieser Gefährte bedrängt fühlen und sich über sie ärgern, blicken ihnen andere bewundernd bis interessiert hinterher.
Auch der KURIER war neugierig und hat die trendigen E-Geräte bei einem Spezialhändler am Wiener Stadtrand getestet.
E-Geräte im Test: Einrad
Auf dem einrädrigen Banditen
Eines vorweg: Ein E-Einrad – auch Monowheel genannt – erspart seinem Nutzer zwar das Treten, aber nicht die Suche nach der Balance.
Ich kannte Einräder bisher nur aus dem Zirkus. Durchaus clownesken Charakter hatte wohl mein erster Fahrversuche mit einem Exemplar in elektrischer Ausführung.
Ein Monowheel besteht aus einem
Reifen mit Plastik-Verkleidung, an der zwei Trittflächen befestigt sind. Sattel hat es keinen.
Die erste Herausforderung ist das Aufsteigen – zum Glück gibt es auf dem Testareal ein Geländer. Ich halte mich an und setze meine Füße nacheinander auf die Trittflächen.
Die Hand auf dem Geländer presse ich meine Unterschenkel an die Verkleidung und verlagere mein Gewicht nach vorne: Das Rad setzt sich mit mir in Bewegung.
Lehnt man sich zurück, wird es langsamer und stoppt schließlich.
Nach etwas Training an der Stange traue ich mich auf die freie Fläche – allerdings nur an der Hand von Fun-Shop-Inhaber Peter Forstner.
Wild mit den Armen rudernd suche ich mein Gleichgewicht und überwinde mich dazu, Gas zu geben. Denn wie auf einem herkömmlichen Rad halte ich die Balance leichter, je schneller ich fahre.
Und dann ist es soweit: Für drei Sekunden rolle ich ohne Hilfe über den Asphalt. Mein Ehrgeiz ist geweckt.
Fazit E-Einrad
Von allen Geräten ist der Coolness-Faktor des Monowheels am größten – die Notwendigkeit von Training allerdings auch.
Testmodell: 699 Euro, 15 km/h Höchsttempo, 13 Kilo Eigengewicht, 12 km Reichweite, 400 Watt Leistung
Ein Kinderspielzeug wird erwachsen
Zwei Reifen, ein Trittbrett und eine Lenkstange mit Haltegriff: Auf den ersten Blick unterscheidet sich der E-Scooter kaum von einem Tretroller, mit dem ich als Kind Königin der Spielstraße war.
Den Unterschied macht der Gashebel am Griff, der mit dem Daumen bedient wird. Zum Starten stoße ich mich zuerst mit dem Fuß ab und drücke dann auf’s Gas.
Darauf folgt ein unerwarteter ein Ruck: Der E-Motor treibt die Gummireifen über den Asphalt – weit schneller, als es Kinderfüße je schaffen. Das Display in der Mitte des Lenkers liefert den Beweis: 25 km/h.
E-Geräte im Test: E-Roller
Dieses Tempo bin ich vom Fahrrad gewohnt, am wackeligen E-Scooter schleicht sich aber schnell ein Gefühl der Verwundbarkeit ein – ich bremse lieber.
Das funktioniert per Tritt auf das Schutzblech am Hinterrad bzw. mit dem Hebel am Lenker. Die elektrische Vorderbremse zieht gut an. Speziell bei abrupten Manövern werde ich aber das Gefühl nicht los, vorneüber zu fallen – wenigsten kann ich mich am Lenker festklammern.
Am angenehmsten ist die E-Roller-Fahrt auf glattem Asphalt. Das Gerät transportiert mich zwar auch sicher über Schotter, allerdings ist jede Unebenheit zu spüren.
Fazit E-Scooter
Der E-Scooter ist definitiv am intuitivsten zu bedienen und am ehesten für den Einsatz im Alltag geeignet (es gibt etwa Körbe als Zubehör, Anm). Im realen Verkehr ist die mangelnde Möglichkeit, Richtungswechsel anzuzeigen, ein Manko.
Testmodell: 1049 Euro, 35 km/h Höchsttempo, 11 Kilo Eigengewicht, 30 km Reichweite, 500 Watt Leistung
Die Zukunft rollt auf zwei Rädern an
Im Gegensatz zu seinem Namensgeber aus der Science-Fiction-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ kommt das getestete Hoverboard nicht ganz ohne Bodenhaftung aus. Das Gefährt besteht aus zwei miteinander verbundenen Trittflächen, an denen zwei Reifen befestigt sind.
Gesteuert wird das Hoverboard per Gewichtsverlagerung. Um mich auf die Trittflächen stellen zu können, muss ich also jene Position finden, in der sich das Gerät in Balance befindet.
Das ist vor allem bei kleinen, sensiblen Exemplaren mühsam. Bei den ersten Versuchen ist ein Geländer oder eine stützende Hand jedenfalls hilfreich.
E-Geräte im Test: Hoverboard
Haltung bewahren
Als ich endlich oben stehe, muss ich mich darauf konzentrieren, mein Gewicht gleichmäßig auf die beiden Trittbretter zu verteilen und diese gerade zu halten. Neige ich etwa den rechten Fuß unmerklich nach vorne, reagiert das Hoverboard sofort und vollzieht eine Linkskurve.
Über diesen Mechanismus gelingen auch tollpatschigen Anfängern wie mir sofort kleine Kunststücke: Das Hoverboard lässt mich am Asphalt Pirouetten drehen – zumindest damit kann ich angeben.
Exit-Strategie
Um geradeaus zu steuern, neige ich beide Fuße gleichermaßen nach vorne. Je stärker, desto schneller fährt das Gerät. Sobald die Trittbretter wieder in der waagrechten Position sind, stoppt es – und ich rudere hilflos mit den Armen, um am Brett zu bleiben.
Manchmal bekomme ich das Gefährt allerdings nicht unter Kontrolle. Mir bleibt nur der Absprung nach vorne. In solchen Situationen bin ich froh, dass ich sicherheitshalber einen Sturzhelm aufgesetzt habe – Pflicht ist er nicht.
Fazit-Hoverboard
Das Hoverboard und ich brauchen eine Auftau-Phase, bis wir uns anfreunden. Ein Gefühl für die Funktionsweise zu entwickeln, fällt mir schwerer als beim elektrischen Einrad.
Ohne Stütze fahren kann ich dann aber schneller. Um sich selbst und andere nicht zu gefährden, gilt vor dem Einsatz im realen Verkehr auch im Fall Hoverboard: üben, üben, üben.
Testmodell: 499 Euro, 15 km/h Höchsttempo, 15 Kilo Eigengewicht, 14 km Reichweite, 2 x 350 Watt Leistung
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