Was Kutschen und E-Roller gemeinsam haben

Verkehrswissenschaftlerin Barbara Laa erklärt, warum die Leihscooter in der Stadt so aufregen.

Die E-Tretroller auf Wiens Gehsteigen haben nun auch das Interesse der Wissenschaft auf sich gezogen. Am Institut für Verkehrsplanung der TU Wien läuft derzeit eine Untersuchung dazu, wie sich die Nutzung von Radwegen durch E-Scooter-Fahrer auf das Unfallrisiko auswirkt.

„Die Überlegung ist, dass auf Zweirichtungsradwegen durch das hohe Tempo der Roller die Gefahr für Unfälle bzw. schwere Verletzungen steigt“, erklärt Uni-Assistentin Barbara Laa. Diese Annahme wird in der Argentinierstraße überprüft, Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen. Dabei soll festgestellt werden, wie schnell die Verkehrsteilnehmer tatsächlich unterwegs sind. Die Radinfrastruktur sei jedenfalls nicht für Scooter ausgelegt, sagt Laa. „Von breiteren Einrichtungsradwegen und einem Ausbau der Radinfrastruktur würden Rad- und Rollerfahrer profitieren.“

Was Kutschen und E-Roller gemeinsam haben

 Laa: „Wien ist eine saubere  Stadt, wo alles geordnet ist“

Aufreger Leihscooter

Warum Leihgefährte mitunter emotionalisieren, erklärt Laa mit dem Ordnungsbedürfnis der Wiener. „Wien ist eine saubere Stadt, wo alles sehr geordnet ist. Wenn etwas im Weg steht, wird das als störend empfunden.“ Bei den Leihrädern (oBike und Ofo waren bis Sommer in Wien aktiv, Anm.) sei die Ablehnung aber größer gewesen, glaubt sie. Ihre geringe Qualität und die günstigen Tarife hätten vermittelt, dass es sich um etwas Minderwertiges handle. Mit den E-Scootern sei das anders: „Sie werden nachts eingesammelt und die Nutzung ist teurer.

Welche Gefährte findige Firmen als Nächstes vermieten könnten, sei schwierig abzuschätzen. „In anderen Städten gibt es E-Leihräder“, nennt Laa eine Option. Aus ihrer Sicht würde die Stadt weitere Leihgefährte vertragen – aber nur unter einer Bedingung: „Sie werden tatsächlich genutzt und die Leute gewöhnen sich daran, dass sie an Orten stehen, wo es jetzt nicht üblich ist.“

E-Roller müssten nicht unbedingt auf dem Gehsteig parken, betont die Wissenschaftlerin. „Parkspuren stehen allen zur Verfügung.“ Räder und Roller dort abzustellen, berge natürlich Konflikte mit Autolenkern. „Es wäre aber effizienter, weil sich auf einem Parkplatz mehrere Roller ausgehen. Das ist auch eine Frage der Kultur.“ Bird-Sprecherin Yenia Zaba formuliert es so: „Als nach den Pferdekutschen Autos kamen, wunderten sich Leute auch. Es dauert, bis alle verstehen, wie man mit E-Rollern umgeht.“

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