Eine neue Quelle für Freunde alter Bücher
In meterhohen Schränken zahllose Bücher zu horten, auf denen die Staubschicht mit bloßem Auge erkennbar ist, ist längst aus der Mode. Mittlerweile überdauern Bücher nicht mehr jahrelang in ein und demselben Regal, sondern wandern von Haushalt zu Haushalt.
Den Charme von Secondhand-Büchern haben im gegenwärtigen Lockdown auch Cley Freude und seine Freundin Bettina Linssbauer entdeckt. Ihre Begeisterung geben die beiden 25-jährigen Wiener jetzt weiter.
„Ich war immer recht unsicher, was ich als Nächstes lesen soll. Deshalb habe ich mich meist auf den Algorithmus von Amazon verlassen“, sagt Freude im Gespräch mit dem KURIER.
Um anderen ein Lesevergnügen abseits von diesen Algorithmen und von Bestsellerlisten zu ermöglichen, haben Freude und Linssbauer vergangene Woche das Unternehmen „dieboks“ gegründet. Dieses bietet Boxen mit gebrauchten Büchern an – der Name ist ein Wortspiel aus „Box“ und „Book“ („Buch“).
Bücherschränke
In offenen Bücherschränken kann man gebrauchte Bücher deponieren und sie so anderen zur Verfügung stellen bzw. selbst welche ausleihen. Gute Übersicht über die Wiener Standorte auf www.wienxtra.at
Books4Life Wien
Secondhand-Buchladen (8., Schlösselgasse 8) mit Onlineshop. Die Erlöse kommen Sozialprojekten zugute
Bücherschmaus
Verein und Online-Shop mit großer Auswahl an ge-brauchten Büchern, Buchboxen und -abos
Auf der Website wählt man das präferierte Genre, den gewünschten Zustand der Bücher und eine von drei Schachtel-Größen. „Wir geben die Wünsche in unsere Excel-Tabelle ein und die schlägt uns dann Bücher vor“, so Freude. Anschließend gehe die Überraschungsbox per Post zu den Kunden.
Lesezeichen aus Büchern
Mehr als 1.500 Bücher befinden sich derzeit in der Datenbank von „dieboks“. Genug seien das aber noch nicht, sagt Freude. Er kann sich vorstellen, in Zukunft auch fremdsprachige Bücher anzubieten. Das hänge aber auch davon ab, was ihm und seiner Partnerin angeboten werde.
Das Sortiment stammt teils vom Wiener Verlag „Text/Rahmen“, der Mangelware oder Bücher aus alten Auflagen zur Verfügung stellt. „Die würden andernfalls entsorgt werden“, sagt Freude. Auch Entrümpelungsfirmen liefern alte Bücher an „dieboks“. Deren Zustand sei aber häufig nicht mehr so gut.
„Wir haben etwa die Sammlung eines Verstorbenen erhalten, der Bücher aus den 50ern hatte. Die waren leider nicht mehr lesbar. Deshalb haben wir Lesezeichen daraus gebastelt.“ Diese gibt es nun zu jeder Bestellung dazu. Auch Privatpersonen können ihren Bücherfundus an „dieboks“ abgeben – nach Absprache sogar gegen Vergütung.
Bereits in der ersten Woche sei das Unternehmen auf große Resonanz gestoßen: Täglich gehen Bestellungen ein. Sogar aus Deutschland.
Das Interesse an Secondhand-Büchern erklärt sich Freude einerseits mit den geringen Preisen. Andererseits „ist ein Buch, wenn man es einmal liest, nicht fertig. Es wird nicht schlecht. Und durch den Wiederverkauf und die Wiederverwendung ergibt die Produktion des Buches mehrfach Sinn“. Vom Überraschungseffekt von den Boxen von „dieboks“ ganz zu schweigen.
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