Ihre Weihnachtswünsche sind bescheiden: Mike hätte gerne einen Ball, Lady eine Kuscheldecke und Rufus Schweineohren zum Kauen. Vor allem aber wünschen sie sich ein Zuhause. Denn sie alle sind Hunde, die im Tierquartier, einem Tierheim am Stadtrand Wiens, untergebracht sind.
Gerade in der Weihnachtszeit wird oft die Anschaffung eines Haustiers überlegt: als Geschenk, oder um mit der „Rettung“ eines Tiers eine gute Tat zu tun. Doch Vorsicht: Dieser Schritt will wohlüberlegt sein.
Große Verantwortung
„Man sollte niemals ungefragt ein Tier verschenken. Das ist eine Verantwortung, für die man sich bewusst entscheiden muss“, betont Anna Putz, Sprecherin des Tierquartiers. Wer sich eine Katze oder einen Hund anschafft, übernimmt zehn bis 15 Jahre Verantwortung für ein Lebewesen. Bei einem Papagei oder einer Schildkröte können es 60 bis 80 Jahre sein.
„Ich muss genau überlegen: Passt das zu meinem Lebensstil? Bin ich viel unterwegs? Was habe ich für Dienstzeiten?“, erklärt Putz. Außerdem muss ein Tier beschäftigt werden. Es braucht Liebe, Futter, Wasser – und ab und zu Betreuung durch einen Tierarzt. All das ist nicht billig. Wird dies unterschätzt, landet der Vierbeiner oft erst wieder im Heim.
Corona und die Teuerung
Und die sind seit Corona sehr gefordert: „Viele haben sich während der Lockdowns unüberlegt Haustiere angeschafft und dann weggegeben“, berichtet Eva Persy, Leiterin der Wiener Tierschutzombudsstelle. „Und nun kommt die Teuerung hinzu: Es wurden etwa schon Riesenschlangen abgegeben, weil die Energiekosten für das Terrarium zu hoch wurden.“
Erste Schritte
Doch was tun, wenn man sich bewusst entscheidet, einem Tierheimbewohner ein Zuhause zu geben?
Im Tierquartier etwa füllt man online (Infos, auch zu allen hier abgebildeten Tieren: tierquartier.at) einen Fragebogen aus: Hat man Erfahrung, möchte man ein ruhiges oder agiles Tier etc. „Wir gehen auf jeden individuell ein und versuchen, die bestmögliche Kombination von Mensch und Tier zu finden. Dann gibt es einen Termin, wo sie einander kennenlernen“, erklärt Putz.
Geimpft und gechipt
Passt die Chemie, können sich Mensch und Tier über einen neuen Gefährten freuen. In den meisten Heimen zahlt man übrigens für die Übernahme einen gewissen Beitrag. Im Tierquartier sind dies zum Beispiel 250 Euro für einen Hund und 150 für eine Katze. Dafür erhält man ein gesundes, geimpftes, gechipptes und registriertes Haustier.
Putz warnt in diesem Kontext vor unseriösen Anbietern (s. Infokasten unten): „Nie, nie, nie sollte man Hunde einfach im Internet kaufen.“ In sozialen Medien werden etwa häufig süße Welpen angeboten: „Die sind krank, nicht sozialisiert und sterben oft. Damit fördert man nur die Kriminalität.“
"Tierisch" gute Geschenke
Und wer kein Haustier sucht, aber dennoch etwas „tierisch“ Gutes zu Weihnachten tun möchte?
Im Tierquartier kann man zum Beispiel ab monatlich zehn Euro Patenschaften erwerben – die eignen sich auch als Weihnachtsgeschenk. Von dem Geld werden etwa Agility-Parcours finanziert. Ehrenamtliche können mit Hunden spazieren gehen oder helfen, Gehege für Katzen einzurichten. Und auf der Website (tierquartier.at) finden sich Steckbriefe mit Wünschen aller Bewohner: Hier erfährt man eben, dass Mike sich einen Ball, Lady eine Kuscheldecke und Rufus Schweineohren wünscht. Auch mit dieser Anschaffung kann man eine kleine Freude bereiten.
Die Tierliebe ...
Während der Corona-Pandemie wünschten sich viele Menschen ein Haustier, es gab etwa eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Hundewelpen. 120Prozent mehr Suchanfragen auf Google gab es laut einer Auswertung der Tierschutzombudsstelle Wien zum Thema „Welpen kaufen“ seit dem ersten Lockdown in Österreich.
... und die Schattenseiten
Das förderte den illegalen Handel im Internet mit Jungtieren aus Rumänien, Ungarn oder Bulgarien. Viele sind krank oder sterben früh. Laut einer Studie der Vetmeduni für die Tierärzte in Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt wurden, kamen 25 Prozent der Tiere krank in Österreich an: Sie hatten u. a. Würmer, Flöhe, Milben oder litten an Durchfall und Erbrechen.
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