Die "Problem-Felle" rund um Streunerkatzen
Sie leben auf Friedhöfen und Mistplätzen oder in Kleingartensiedlungen: streunende Katzen. Sie treiben sich nicht nur in ländlichen Regionen herum, sondern auch in den Städten, in Wien etwa im Böhmischen Prater. Und gerade im Frühling bekommen viele dieser Katzen Nachwuchs.
Oft landen sie in Tierheimen und müssen gesund gepflegt werden, wie der „Aktive Tierschutz“ in der Steiermark aufzeigt: Von rund 1.500 Streunern, die der Verein pro Jahr im Bundesland einfängt, kastriert und chippt, brauchen zwei Drittel medizinische Hilfe. „Sie haben Flöhe, Milben, kahle Stellen, tränende Augen“, beschreibt eine Vereinsmitarbeiterin. „Die Nasen sind verklebt, sie atmen schwer. Oft haben sie Knochenbrüche oder Geschwüre.“ Damit koste die Versorgung einer Katze das Doppelte von der eines Hundes.
Rechtslage
Gemäß Tierschutzgesetz müssen Katzen beiderlei Geschlechts, die regelmäßig ins Freie gehen, von einem Tierarzt kastriert werden. Davon ausgenommen sind nur ausgewiesene Zuchttiere
1,6 Millionen Katzen
1,4 Millionen Haushalte in Österreich haben Haustiere. Dort leben laut Konsumerhebung der Statistik Austria aus 2019/’20 rund 1,6 Millionen Katzen und 630.000 Hunde
Die romantische Idee, einen Streuner zu retten und mit nach Hause zu nehmen, klappe selten, warnt Stephan Scheidl, Leiter des Tierschutzhauses in Vösendorf bei Wien. „Die Tiere sind an ihre Freiheit gewöhnt. Sie lassen sich nicht angreifen oder gar streicheln.“ Besser sei es, Populationen vor Ort zu versorgen und als ersten Schritt Gemeinde oder Veterinäramt zu informieren.
„Wir stellen dort, wo Katzen gesichtet wurden, Lebendfallen auf. Wird eine gefangen, kommt sie zu uns, wird kastriert, entwurmt und gegen Flöhe oder Milben behandelt. Nach zwei Wochen bringen wir sie wieder an ihren alten Aufenthaltsort“, beschreibt Scheidl. Ein Zuhause bei Menschen könne man Streunern kaum besorgen: „Bei uns leben 300 Katzen, 100 von ihnen sind nicht vermittelbar.“ Scheidl appelliert, Freigängerkatzen wie gesetzlich vorgesehen kastrieren zu lassen.
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