Ein neues Konzept für Wiens Augapfel, den Augarten
Beim Augarten liegen Licht und Schatten nah beieinander. Kaum ein Park wird von den Anrainern so geliebt wie das 52,2 Hektar große Areal in der Leopoldstadt.
Kein Wunder, es gibt geschichtsträchtige Orte wie die Porzellanmanufaktur, es gibt einen Waldspielplatz, und es gibt Hundezonen.
Als im ersten Lockdown 2020 alle Bundesgärten gesperrt waren, liefen die Anrainer emotional Sturm. So klassisch charmant, wie man in Wien bei solchen Themen halt ist: „Sperrts auf es Heisln“ war auf den Toren zu lesen.
Die richtigen „Heisln“, also die (spärlichen) zwei Toilettenanlagen, sind allerdings im miserablen Zustand. Die Mistkübel quellen auch ständig über.
Außerdem gibt es Tore und Zäune, die Bereiche für die Bevölkerung unzugänglich machen. Um diese Plus-Minus-Liste um einige Kritikpunkte künftig zu erleichtern, haben sich die Neos Leopoldstadt Ideen für das gesamte Areal überlegt.
Im Vorfeld waren die Besucher des Augartens befragt worden, welche Wünsche sie denn selbst hätten. Nach insgesamt 250 Interviews vor Ort gibt es nun ein umfassendes Konzept, das dem KURIER vorliegt.
Angedacht sind dabei kulturelle, historische Projekte und weitere Öffnungen begrenzter Areale für die Wiener.
Foto-Hotspot
Als touristisches Highlight würde sich laut Neos der Augartenspitz 1 eignen. Direkt beim Muth, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, befindet sich nämlich das Herz Wiens.
Oder, um es wissenschaftlich zu sagen: die exakte geografische Mitte der Stadt. Berechnet wurde sie durch einen Mittelwert aus nördlichstem, östlichstem, westlichstem und südlichstem Punkt Wiens.
„Ein Mittelpunktstein für Fotos würde sich hier anbieten“, sagt Christian Moritz, Klubobmann der Neos Leopoldstadt. So ein Stein erfreue sich etwa in Bad Aussee großer Beliebtheit, dem Mittelpunkt Österreichs.
Aber nicht nur an der Steiermark hat man sich beim Konzept orientiert, sondern auch an Frankreich. In der Parkanlage, in der die beiden markanten Flaktürme zu sehen sind, wünscht sich Moritz einen Skulpturenpark nach Pariser Vorbild.
„Die Wiesen selbst dürfen in diesem Bereich nicht betreten werden, aber Skulpturen wären eine optische Aufwertung für dieses Areal“, sagt er.
Kulturticket
Im Augarten sind mehrere Einrichtungen beheimatet. Neben Muth und Porzellan-Manufaktur gibt es auch die Wiener Sängerknaben im Palais Augarten.
„Jede Institution steht für sich, einen gemeinsamen Auftritt gibt es nicht“, sagt Moritz. Abhilfe könnte ein „Augarten-Kulturticket“ schaffen.
Ein weiterer Vorteil wäre, dass man mit diesem Ticket auch den sonst gesperrten Englischen Garten sowie das klassizistische Umlauft-Parterre betreten dürfte – laut Neos einer der meistgehegten Wünsche.
Ebenfalls ein Herzensanliegen der Wiener: eine Neubetrachtung der beiden Flaktürme. Hunderte Zwangsarbeiter waren für die Errichtung der Türme im Einsatz.
Gewünscht wird darum, die Flaktürme als Mahnmal mit Gedenktafel zu etablieren. „Überlebenden und Angehörige sollen so eine Gedenkstätte bekommen, an die sie zurückkehren können“, sagt Moritz.
Sportplätze für alle
Gleichzeitig könne man sich vorstellen, an einem der Flaktürme eine Kletterwand zu errichten. Im Augarten gibt es generell vier Sportanlagen, die allerdings ausschließlich den Schulen zur Verfügung stehen.
Darum lautet der Vorschlag, die Sportanlagen in schulfreien Zeiten und Abendstunden für alle zu öffnen.
Dies ginge aber nicht ohne Aufsicht. Aber da für den Augarten der Bund zuständig ist, kann derzeit die Wiener Parkbetreuung nicht eingesetzt werden.
„Es wäre generell wünschenswert, wenn mehr Bereiche in die Zuständigkeit der Stadt wandern“, sagt Moritz. Dann wäre die Mülltrennung und eine bessere Kübel-Entleerung leichter umzusetzen.
Noch ist alles aber nur eine Idee. Die pinke Bezirkspartei will in den nächsten Monaten mit allen Entscheidungsträgern Gespräche führen.
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