Augarten: Wiener Ort der Erlustigung sorgt für Frust
Verschlossene Gittertore. Während des ersten Lockdowns waren die Bundesgärten und damit auch der Augarten geschlossen. Das ist diesmal anders: Spaziergänger und Sportler können das 52 Hektar große Areal in der Leopoldstadt nutzen.
Jedoch nicht zur Gänze.
Ein kleiner Teil im südöstlichen Spitz des Parks, das 1,6 Hektar große Atelier Augarten, ist derzeit wieder geschlossen: Wintersperre.
„Es ist der schönste Teil des Gartens“, klagt Anrainer Kurt Bayer. „Er wäre für jene, die aus neuen Stadtteilen wie dem Nordbahnviertel kommen, der erste Kontaktpunkt“, ergänzt Anwohner Tobias Hutter.
Die beiden ärgert die mittlerweile dritte Wintersperre des Areals. Sie können die Maßnahme nicht nachvollziehen und haben nun eine Petition für jenen Park gestartet, den Kaiser Josef II 1775 als „Erlustigungs-Ort“ doch allen Menschen widmete.
Die Petition „Augarten für die Öffentlichkeit zugänglich machen“ hat innerhalb von drei Wochen 574 Unterschriften erhalten und damit die Schwelle überschritten, um im Wiener Petitionsausschuss behandelt zu werden.
Schutz und Suche
Die Antwort der Burghauptmannschaft zu der Thematik ist knapp: „Zum Schutz der Gebäude vor Vandalismus ist das Gelände vorübergehend nicht zugänglich.“ Es kann aber in der warmen Jahreszeit von April bis Anfang November durchquert werden.
Und: Man sucht nach wie vor Interessenten für die Gebäude. Dabei ist eine öffentlich zugängliche, kulturelle Nutzung das Ziel.
Doch der lange Leerstand ist gleich ein weiterer Kritikpunkt. Seit mittlerweile drei Jahren werden die Gebäude (bestehend aus Atelier, Ambrositrakt und Pförtnerhaus) nicht bespielt. Ursprünglich waren sie in den 1950ern für den Bildhauer und Lyriker Gustinus Ambrosi errichtet worden.
Nach seinem Tod wurde ein Museum errichtet, die 1,6 Hektar wieder für die Bevölkerung zugänglich.
Zeitgenössische Kunst
2012 mietete sich Francesca Habsburg mit ihrer Stiftung Thyssen Bornemisza Art Contemporary (TBA21) ein, zeigte ihre Kunstsammlung zeitgenössischer Video- und digitaler Technik. Besucher wurden im eingemieteten Au-Café verköstigt. Seit dem Auszug von TBA21 im Jahr 2017 steht die Gebäudegruppe leer.
Dabei gab es lange Zeit sogar zwei Interessenten: Die Spielstätte „Brut Wien“ und der Verein bucharischer Juden.
Hingehalten
Wieso es zu keiner Umsetzung kam? „Die Burghauptmannschaft hat zwei Jahre lang keine Entscheidung getroffen“, heißt es von den Brut-Geschäftsführern Kira Kirsch und Richard Schweitzer. Man hätte aber beständig positive Signale erhalten.
„Schließlich sind wir überraschend mit dem Beschluss konfrontiert worden, dass das Gelände wie auch die Gebäude aufgeteilt werden sollen.“ Das war mit dem Konzept und Raumbedarf von Brut jedoch nicht vereinbar. Von der Stadt Wien wurde den Künstlern nun ein ehemaliges Bankhaus in St. Marx angeboten. Sie werden es 2023 beziehen.
Religion und Gastronomie
Und der Verein bucharischer Juden? Man sei weiterhin 100-prozentig im Gespräch, sichert ein Sprecher des Vereins zu. Geplant sei ein ganzheitliches Open-Space-Konzept, das eine religiöse wie gastronomische Nutzung umfasse.
Die Burghauptmannschaft will aber nun erst einmal eine neuerliche Ausschreibung vorbereiten.
Gustinus Ambrosius
Bildhauer Gustinus Ambrosi erhielt 1912 den Staatspreis für Plastik. Er porträtierte Politiker wie Julius Raab, Karl Renner oder Leopold Figl. Gute Beziehungen zum faschistischen Italien brachten ihm den Titel "Commendatore" ein.1953 erhielt er im Augarten Wohnung und Atelier. Nach seinem Tod wurde in den Gebäuden ein Museum errichtet
Francesca Habsburg
Von 2012 bis 2017 stellte die von Francesca Habsburg-Lothringen geleitete Stiftung Thyssen Bornemisza Art Contemporary (TBA21) in dem Teil des Augarten aus
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