Ein Hut zur Halbzeit auf der Wien-Museum-Baustelle

Das weithin sichtbare Stahlgerippe bildet das Gerüst für das neue, vierte Obergeschoß.
Das Gerüst für das neue Obergeschoß ist (fast) fertig – und lässt erahnen, wie das adaptierte Gebäude künftig aussehen wird. Der Umbau des angrenzenden Winterthur-Gebäudes wurde auf Eis gelegt.

Im Wien Museum am Karlsplatz ist man gemeinhin mit empfindlichen und filigranen Gegenständen beschäftigt. Insofern ist der Umgang mit den robusten und groben Stahlträgern, die dieser Tage dort angeliefert wurden, etwas ganz Neues. Satte 106 Tonnen wiegt der schwerste herbeigeschaffte Einzelteil, 45 Meter misst der längste.

Für den Ausbau des derzeit geschlossenen Museums sind Ankunft und Montage der Stahlelemente ein Meilenstein – aus zwei Gründen. Erstens markieren diese Ereignisse auf der Baustelle die Halbzeit. Und zweitens zeigt sich nun, welche Dimensionen das Gebäude einmal haben wird.

Kurzum: Man kann sich endlich vorstellen, wie es auf dem Karlsplatz einmal aussehen wird.

Ein Hut zur Halbzeit auf der Wien-Museum-Baustelle

Die massiven Teile wurden mit Spezialkränen auf das Dach gehievt. 

Gefertigt wurden die Stahlteile in Kärnten, der Transport nach Wien war eine Herausforderung. Nicht alle Brücken und Autobahnen können derart schwere Lasten tragen, weshalb man komplizierte Umwege fahren musste.

Am Karlsplatz angekommen, wurden die Elemente schließlich mit 600 Tonnen schweren Kränen auf das Dach des bestehenden, denkmalgeschützten Wien-Museum-Gebäudes von Architekt Oswald Haerdtl gehievt, erklärte Projektleiter Heribert Fruhauf am Freitag bei einer Baustellenführung.

Frei zugängliche Terrasse

Das Stahlgerippe bildet das Grundgerüst für das neue, vierte Obergeschoß. Dieses ragt über die ebenfalls neue, zurückgesetzte Etage darunter hinaus – ähnlich wie ein Hut über den Kopf.

Ein Hut zur Halbzeit auf der Wien-Museum-Baustelle

Das Gerippe wird nach dem Jahreswechsel noch mit Betonelementen verkleidet.  

Die noch fehlenden, leichteren Stahlteile werden in den nächsten Tagen angeliefert, bis Mitte Dezember soll die Montage abgeschlossen sein. 2022 wird das Gerippe noch mit Betonelementen verkleidet.

Im „Hut“ sind auf 1.200 Quadratmetern künftig Sonderausstellungen zu sehen. Im dritten Stock werden Veranstaltungsräume und eine Terrasse mit Blick auf den Karlsplatz untergebracht. Letztere wird zu den Öffnungszeiten des Museums ohne Eintritt zugänglich sein.

Hightech Fenster

Die Dauerausstellung zieht in die drei Etagen des Haerdtl-Baus, der derzeit saniert wird. Bereits eingebaut wurden neue Fenster, die laut Projektleiter Fruhauf in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt konzipiert wurden: „Wir kommen optisch so nah wie möglich an die Originale heran.“

Ein Hut zur Halbzeit auf der Wien-Museum-Baustelle

Die neuen Fenster schützen vor UV-Strahlung. 

Das gewählte Spezialglas soll die Exponate vor UV-Strahlung schützen: Abhängig von der Sonneneinstrahlung dunkelt es sich automatisch ab – oder hellt sich auf.

Das Wien Museum wächst übrigens nicht nur in die Höhe, sondern auch im Keller: Das Untergeschoß wurde zum Karlsplatz hin vergrößert. Dort ist künftig Platz für ein Grafikdepot und für die Haustechnik. Der Rohbau dafür ist mittlerweile fertig.

Ein Hut zur Halbzeit auf der Wien-Museum-Baustelle

In manchen Teilen des Museums wird bereits ausgemalt. 

Der zuständige Generalunternehmer wird sämtliche Arbeiten voraussichtlich bis März 2023 finalisieren. Dann bleibt bis zur geplanten Wiedereröffnung des Museums Ende 2023 noch ein Dreivierteljahr, um es einzurichten.

Zurich zögert

So groß der Baufortschritt beim Wien Museum, so klein jener beim angrenzenden Winterthur-Gebäude. Dieses gehört der Zurich-Versicherung. Sie schmiedete, parallel zu den Umbau-Plänen für das Wien-Museum, auch welche für den Bürokomplex.

Ein Hut zur Halbzeit auf der Wien-Museum-Baustelle

Visualisierung: Neues Wien Museum, neues Winterthur-Gebäude. 

Seit 2018 gibt es eine Flächenwidmung, wonach dieser aufgestockt werden kann – unter der Bedingung, dass Gebäude von Karlskirche und Wien Museum abgerückt wird.

Allzu rasch wird das aber wohl nicht realisiert. Man unterziehe alle Projekte einer Evaluierung, heißt es auf Anfrage bei Zurich. In unmittelbarer Zukunft sei der Umbau des Winterthur-Gebäudes „kein vordringliches Thema“.

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