Ein ganzer Bezirk ist für’n Hugo: Jedermann-Aufführung in Rodaun

Die Figur „Frau Jedermann“ wird in Rodaun von mehreren Schauspielerinnen mit roter Perücke dargestellt.
Hugo von Hofmannsthals bekannteste Figur wird in einer Neuinszenierung zu einer Frau.

Salzburg ist für den „Jedermann“ weltberühmt. Dabei hat auch der Bezirksteil Rodaun so einiges zum Erfolg des Stücks beigetragen. Im Schatten der ansässigen Bergkirche hat Hugo von Hofmannsthal die Tragödie schließlich verfasst.

Was Salzburg dem Liesinger Grätzel aber voraushat: Dort wird der Jedermann jedes Jahr gezeigt. In Rodaun war das in den vergangenen 110 Jahren seit der Entstehung noch nie der Fall. Bis jetzt.

Seine Grabstätte, die allerdings wenig glamourös ist, befindet sich am Kalksburger Friedhof. Und auch in der Jugendarbeit wird der Schriftsteller nicht vergessen: Die in Atzgersdorf ansässige Pfadfindergruppe 55 hat als Namenszusatz „Hugo von Hofmannsthal“.

Zu ihrem 90. Jubiläum ehrte die Gruppe ihn mit einem eigenen Wahlspruch, der immer noch auf der Website zu finden ist: „Seit 1929 für’n Hugo“.

Mehr Infos und Karten zum Stück gibt es unter fraujedermann.at, bei Regenwetter weicht man ins Kulturzentrum Perchtoldsdorf aus. 

Geschlechter-Wechsel

Das Stück wird ab 3. September direkt bei der Bergkirche aufgeführt und ist nahe am Original – allerdings mit einem überraschenden Twist: Der Herr Jedermann ist in der neuen Version eine erfolgreiche und selbstbewusste Geschäftsfrau.

Die Hauptfigur wird in jeder Szene von einer anderen Darstellerin gespielt. So sollen unterschiedliche Aspekte ihres Charakters herausgearbeitet werden.

„Der hunderte Jahre alte Stoff ist erschreckend aktuell“, sagt Initiator und Intendant Marcus Marschalek. „Die zentrale Frage des Jedermann ist nach wie vor: Hast du im Angesicht des Todes dein Leben gut gelebt? Ein Thema, das in Zeiten von Corona bedrohlich nahe kommt.“

Da der Jedermann zur Frau wird, wechselt auch noch eine andere Figur das Geschlecht. Die jedes Jahr in Salzburg viel diskutierte Buhlschaft wird in Rodaun zum Buhler.

Das Projekt wird von einem 80-köpfigen Team getragen, das großteils aus der Region – also aus Liesing und der Umgebung – kommt. Wer schon einmal mit offenen Augen durch Liesing spaziert ist, den verwundert das nicht: Hofmannsthal ist bis heute im 23. Bezirk tief verwurzelt und hat somit bei seinen Bewohnern einen hohen Stellenwert.

An vielen Ecken finden sich Erinnerungen an den berühmten Schriftsteller – in der Ketzergasse mit dem Hofmannsthal-Schlössl die wohl berühmteste. Dort zog der frischverheiratete Autor im Jahr 1901 ein und lebte bis zu seinem Tod 1929 in dem Gebäude.

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