Jegliche Kritik, die die Muslime ein Stück wachrüttelt, wird als islamfeindlich verstanden. Ich ignoriere nicht, dass wir hier auch Islamfeindlichkeit haben. Aber diese Organisationen, die bestimmte Entwicklungen und Aussagen als Islamfeindlichkeit wahrnehmen, nehmen das nur so wahr, weil sie ihre Handlungen, ihre Gewalt, ihre Demokratie-feindlichen Aktivitäten, ihre Rufe nach dem Kalifat als Selbstverständlichkeit betrachten. Wenn man diese Selbstverständlichkeiten infrage stellt, wird das als Islamfeindlichkeit verstanden. Wenn wir bestimmte Entwicklungen hinterfragen, ist das aus meiner Sicht keine Muslimfeindlichkeit, das ist Normalität in einer modernen, säkularen Gesellschaft.
Sind wir politisch zu korrekt?
Ich beobachte, dass extremistische Organisationen, die ihre Aktivitäten in ihren Herkunftsländern nicht durchführen können, in Europa Zuflucht finden. Wir haben an den öffentlichen Schulen Religionslehrer, die in ihren Heimatländern keine Schule betreten dürfen. Das heißt, dass die Freiheit in Europa, auf die wir stolz sind, das begünstigt. Aber wenn diese Freiheit von extremistischen Organisationen missbraucht wird, müssen wir uns Gedanken machen, wie wir unsere freie Gesellschaft schützen.
Stichwort Religionsfreiheit: Fällt diese besagte Demo unter Religionsfreiheit?
Wenn eine religiöse Freiheit die demokratischen Verhältnisse hinterfragt und den demokratischen Staat durch einen islamischen zu ersetzen versucht, ist das nicht mehr die Freiheit, die wir schützen wollen. Wenn man sagt, wir wollen ein Kalifat: Das ist nicht ein Ruf nach Religionsfreiheit, das ist ein Ruf nach Sklaverei, nach Diktatur, nach einer Verletzung der Menschenrechte. Sie können im kleinsten Dorf in Österreich eine Moschee eröffnen. Versuchen Sie das in Anatolien. Versuchen Sie, in Istanbul auf der Straße eine Bibel zu verkaufen. Versuchen Sie, in Kairo eine Demonstration für einen christlichen Staat zu organisieren. Dann erleben Sie, was Freiheit dort bedeutet.
Auf der anderen Seite muss man sagen, dass das Kalifat in der islamischen Lehre nicht hinterfragt wird. Wenn Sie ein Freitagsgebet besuchen, wird da für das Kalifat gebetet.
In Moscheen in Österreich?
Ja, natürlich. Das heißt nicht, dass sie einen Kalifat-Staat wollen. Aber das Kalifat als Institution wird in der islamischen Lehre nicht hinterfragt. Die islamische Lehre begünstigt, was diese jungen Leute auf der Straße schreien.
Das Kalifat stammt aus dem 7. Jahrhundert. Wie kann so ein System so vielen jungen Menschen zusagen?
Weil sie keine konkrete Vorstellung davon haben. Alle Kalifen, die wir hoch loben, wurden von Muslimen ermordet. Die Kalifatsgeschichte ist nichts als Blut, Vertreibung, Ermordung.
Das heißt, das wird verklärt?
Wenn junge Menschen diese Mordgeschichte als goldene Zeit des Islam betrachten, dann haben sie zwei Probleme: Entweder kennen sie diese Geschichte nicht. Oder sie identifizieren sich mit Mord und Vertreibung. Das sind historische Fakten. Ich führe das darauf zurück, dass die Muslime auf ihre eigenen Errungenschaften in der Gegenwart nicht stolz sind. Daher suchen sie ihre Rettung in der Geschichte.
Vor Unis in den USA, in Deutschland und auch Österreich gibt es Protestcamps. Dort wird vor allem Israel kritisiert.
Wir können auch an den Universitäten bestimmte Verhältnisse beobachten: Der politische Islam verteilt Hunderttausende, vielleicht Millionen Dollar an Spendengelder für muslimische Studierende an europäischen und amerikanischen Universitäten. Diese theologischen Zentren sind praktisch Investitionen der Golfstaaten. Deshalb sage ich: Warum sind die Leute jetzt so überrascht? Unsere Unis werden früher oder später – oder jetzt – ihre Rechnungen bekommen.
Es gibt natürlich auch Kooperationen mit israelischen Universitäten. Aber das sind keine Finanzkooperationen, das sind wissenschaftliche Kooperationen, weil die Universitäten in Israel gut sind. Und gerade an Unis in Israel sind mehr als 50 Prozent der Studierenden Araber.
Aber was könnten wir tun?
Die wichtigste Aufgabe wäre, die Organisationen und deren Strukturen sichtbar zu machen. Auch wenn das als Islamfeindlichkeit wahrgenommen wird. Es ist oft nicht nur ein Freitagsgebet – es ist viel mehr als ein Freitagsgebet. Zweites Problem: Durch die Zuwanderung wird die Qualität an den Schulen nicht besser. Wir müssen uns bewusst sein, dass aus den Containerklassen in Zukunft Gefahren entstehen. Die Situation an den Schulen ist jetzt schlechter als vor zehn Jahren. Nach zehn Jahren wird es noch schlechter sein, wenn wir nicht gegensteuern.
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