Die Demo-Organisatoren (übrigens auch die aggressiven Pro-Palästinenser-Camper an den US-Universitäten) könnten sich dann getrost darauf berufen, dass ihnen eine dekadente, verweichlichte Gesellschaft nichts mehr entgegenzusetzen hat, daher tatsächlich „die Karten neu gemischt“ werden, wie vorige Woche von den Fanatikern düster angekündigt.
Sie sehen die Zeit für ein neues (radikalislamisches) Regime gekommen, in dem Politik und Religion nicht mehr getrennt, Geschlechter-Gleichbehandlung Geschichte und Homosexualität verboten ist. (Warum gerade linke Feministinnen und queere Aktivisten so besonders hohe Toleranz gegenüber den Intoleranten einfordern, bleibt ohnehin ein ewiges Mysterium.)
Dass nach solchen Ereignissen auch den vielen friedlich und unauffällig lebenden Muslimen in Europa höhere Skepsis entgegenschlägt, wird von den Radikalen nicht nur in Kauf genommen, sondern bewusst provoziert: Diskriminierung (ob gefühlt oder echt) stachelt Selbstmitleid, Abschottungstendenzen und Widerstandsgeist gegen die „Mehrheitsgesellschaft“ an. Diese beobachtet mit Sorge das Wachsen des Islam: durch hohe Geburtenraten (von Erdoğan den Auslandstürken empfohlen), durch Zuwanderung und derzeit auch durch massiven, unkontrollierten (syrischen) Familiennachzug.
Während im Iran junge Frauen wegen ihres Kampfes gegen das Kopftuch sterben, verhüllen sich europäische Musliminnen damit, weil ihr Haar im Islam als sexuell aufreizend gilt. Übrigens wurde vor genau 100 Jahren der letzte Kalif Abdülmecid II. vom laizistischen Gründer einer modernen Türkei, Kemal Atatürk, ins Exil nach Paris geschickt, das Kalifat abgeschafft. Die Kalifen-Tochter trug kein Kopftuch, wie historische Bilder zeigen.
Und jetzt wächst die Sehnsucht nach Steinzeit-Islam und Anti-Aufklärung, sogar mitten unter uns. Dabei gäbe es Länder, in die die religiösen Eiferer auswandern bzw. ausgewiesen werden könnten. Doch leider wird selbst die Abschiebung Illegaler von der europäischen Gerichtsbarkeit verhindert. Die Briten lehnen sich daher dagegen auf. Ohnehin war die gescheiterte EU-Migrationspolitik ein wichtiger Grund für den fatalen Brexit. Man blickt mit Neid auf Dänemark, das dank einer „Opt out“-Klausel einen eigenen Asylrechtsweg gehen kann.
So kann es nicht mehr weitergehen, sonst wird am Ende der umstrittene und angefeindete Thilo Sarrazin recht behalten: Deutschland, nein ganz Europa, schafft sich ab.
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