Duft-U-Bahn fällt durch: Wiener stimmen gegen Parfums in Waggons

Duft-U-Bahn fällt durch: Wiener stimmen gegen Parfums in Waggons
Die Wiener Linien hatten vier Duftnoten getestet, 37.000 Fahrgäste stimmten ab. Neue Duftaktion bereits im September.

Das Ergebnis der U-Bahn-Duft-Abstimmung ist da: Die Wiener haben sich gegen die Weiterführung des Pilotprojekts entschieden.

Bis 31. Juli konnte man in einem Online-Voting darüber abstimmen, ob parfümierte U-Bahnen in Wien zum Standard werden sollen. Und falls ja, wonach sie riechen sollen. Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen sprachen sich die Teilnehmer dafür aus, dass sie in den Waggons künftig wieder ganz auf Parfum verzichten wollen.

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Fast 37.000 Fahrgäste haben sich laut Wiener Linien an der Abstimmung beteiligt. Lange Zeit lagen Befürworter und Gegner mit 10.000 zu 11.000 Kopf an Kopf, am Ende habe die Mehrheit entschieden. 21.000 Teilnehmer sprachen sich demnach gegen beduftete U-Bahnen aus.

5.000 Euro für Pilotprojekt

Jeweils zwei Züge der Linien U1 und U6 waren seit Anfang Juli mit Duft unterwegs. Und zwar in vier verschiedenen Sorten: „Energize“ (Grüner Tee, Grapefruit und Zitrone), „Fresh White Tea“ (mit „leichten Holznoten“), „Happy Enjoy“ (Sandelholz und Moschus) und „Relax“ (Jasmin, Melone und Rose).

Die Parfums wurden über das Lüftungssystem in den Waggons verteilt. Das einmonatige Pilotprojekt schlug laut Wiener Linien mit 5.000 Euro zu Buche.

Sima: "Muss mit Antwort leben können"

„Mir geht es darum, dass sich die Fahrgäste in den Öffis wohlfühlen. Daher haben sie immer wieder die Möglichkeit, über verschiedene Maßnahmen abzustimmen“, sagt die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). "Mir selbst haben die Düfte gut gefallen, daher habe ich auch dafür gestimmt", sagt sie im Gespräch mit dem KURIER.

Ob sie nun enttäuscht sei? "Nein, wenn man die Menschen etwas fragt, muss man mit der Antwort leben können." Ihr eigener Lieblingsduft war übrigens "Energize" - jener, für den auch die meisten anderen Befürworter gestimmt haben. "Ich bin da ganz im Mainstream", sagt Sima.

Duft-U-Bahn fällt durch: Wiener stimmen gegen Parfums in Waggons

In den sozialen Medien hatte die Aktion gleich zu Beginn für Kontroversen gesorgt. Sie sei eine Zumutung für geruchsempfindliche Personen, schrieben User den Wiener Linien. Außerdem kamen Zweifel auf, ob die Parfums gesundheitlich tatsächlich so unbedenklich sind, wie der städtische Verkehrsbetrieb versichert.

Experten sehen die Beduftung an immer mehr öffentlichen Orten ebenfalls kritisch. Problematisch sei, dass allen voran die langfristigen Folgen vieler verwendeter Substanzen noch nicht untersucht seien, gab etwa Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien im KURIER zu bedenken.

Kontroversen entbrannten auch über die Intensität der Düfte. Denn manche Fahrgäste konnten die Parfüms kaum riechen. Genau das ist aber das Prinzip von Duftmarketing – wie der gezielte Einsatz von Düften im Fachjargon heißt.

Dezent, aber wirksam

In Hotels und Handelsunternehmen ist diese Praxis weit verbreitet. Die Raumparfüms werden dabei in der Regel so dezent eingesetzt, dass sie Kunden kaum oder nicht bemerken. Das Verhalten und die Stimmung der Konsumenten beeinflussen sie trotzdem.

Hinzu kommt, dass Menschen Gerüche sehr unterschiedlich wahrnehmen: Was für den einen bereits zu intensiv ist, riecht der andere vielleicht nicht einmal.

Neue Duftaktion im September

Stadträtin Sima will übrigens so schnell nicht aufgeben: Mit dem Fast-Siegerduft "Energize" soll es im September eine "neue Duftaktion" geben. Worum es dabei gehen wird, ist noch geheim.

Aber, so viel sei verraten: "Die Aktion wird nicht in den Öffis stattfinden. Wir beduften nach den U-Bahnen jetzt nicht die Straßenbahnen", sagt Sima zum KURIER.

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