Das gilt auch für den Hörsaal, der nahezu in seinen originalen Zustand versetzt wurde. Damit sind auch die Fresken aus dem Jahr 1785 wieder sichtbar. Sie zeigen berühmte Mediziner.
Die Gemälde wurden bereits im 19. Jahrhundert übermalt. Bei der Freilegung stießen die Restauratoren auf eine unliebsame Überraschung: Eine Farbschicht mit hochgiftigem Arsen. Der Hörsaal musste daraufhin aufwendig dekontaminiert werden.
Außerdem wurde eine Zwischendecke entfernt, die den Blick auf die Fresken verdeckt hatte. Nun kann der Hörsaal für wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.
Die Besucher können auch wieder die in Florenz gefertigte „Venus“ aus Wachs mit ihren freigelegten Organen bestaunen. Völlig neu gestaltet wurden zudem die weiteren Ausstellungsbereiche. Sie folgen keiner chronologischen Ordnung, vielmehr wurden mehrere Themenräume geschaffen. „Staat, Macht und Medizin“ heißt einer davon. Er setzt sich mit dem mitunter schwierigen Wechselspiel zwischen Politik und Heilkunde auseinander.
Zu sehen sind zum Beispiel historische Impfdokumente bis herauf zu jener Urkunde, die anlässlich der ersten Covid-Impfung Ende 2020 in Wien ausgestellt wurde.
In bedrückender Weise beschäftigt sich der Raum auch mit der NS-Medizin. Symbolisch dargestellt durch ein Konservierungsglas, in dem Organe der am Spiegelgrund ermordeten Kinder aufbewahrt wurden. Die Präparate dienten noch in der Nachkriegszeit Forschungszwecken.
Erschütternd auch die Gipsmodelle, die zur Veranschaulichung der schweren Gesichtsverletzungen angefertigt wurden, die Soldaten im Ersten Weltkrieg erlitten hatten.
Andere Exponate stehen in Verbindung mit prominenten historischen Persönlichkeiten: Briefe und ein handgeschriebener Lebenslauf von Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, etwa, aber auch jene Feile, mit der ein Anarchist 1898 Kaiserin Elisabeth in Genf ermordete.
Seine Feuertaufe wird das neu gestaltete Museum bereits in wenigen Tagen erleben – bei der „Langen Nacht der Museen“, die am kommenden Samstag über die Bühne geht.
Mitarbeit: Gerlinde Scholz
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