Dass die Ausstellung so ein Erfolg geworden ist, ist dem ehrenamtlichen Team des Bezirksmuseums zu verdanken – aber auch dem von der Stadt Wien subventionierten Projekt „Bezirksmuseen reloaded“. Für das Projekt wurde eigens eine Stabstelle im Wien Museum eingerichtet. Die Idee: Junge „Curatorial Fellows“, frisch von der Uni, helfen beim Sichten und Dokumentieren der vorhandenen Schätze. Außerdem bringen sie sich bei der Ausstellungskonzeption ein.
Experimentelle Spielwiese
Ursprünglich war das 2019 ins Leben gerufene Projekt bis Ende 2022 befristet, aber „die Subvention ist auch für 2023 budgetiert“, heißt es im Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zum KURIER.
Man stecke Geld und Ressourcen in die Bezirksmuseen, weil sie „weltweit einmalig“ seien, sagt Kaup-Hasler. „In keiner anderen Stadt der Welt gibt es für jeden Bezirk oder Stadtteil ein eigenes Museum, das sich ausschließlich der lokalen Geschichte widmet.“ Damit würden sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Vermittlung der Geschichte Wiens leisten.
„Mit Workshops und Hilfestellungen sorgen wir für eine sanfte Professionalisierung“, sagt Stabstellenleiterin Veronika Prinz. Wie sehr diese in Anspruch genommen werden, das bleibt den Museumsteams selbst überlassen. Es werde aber wohlwollend angenommen, sagt Prinz.
Mehr als wohlwollend, ja regelrecht begeistert ist Philipp Maurer, Leiter des Bezirksmuseums Wieden. Seit er es 2017 übernommen hat, versuche er, es „radikal umzubauen“, wie er sagt. Da das Museum im ehemaligen Tröpferlbad beheimatet ist, hat er eine geeignete Spielwiese für Experimente.
Kunstinterventionen in den Duschräumen, kuratiert von „Curatorial Fellow“ Alina Strmljan, hat bereits stattgefunden. Als Folgeprojekt ist ab Herbst eine Ausstellung zu Hygiene zu sehen.
Die Profis vom Wien Museum haben Maurer zudem mit dem Bundesdenkmalamt vernetzt. Dieses hat bei der Erforschung des Gebäudes geholfen. „Darum wissen wir jetzt, wie die Wände wirklich ausgesehen haben und welches Material früher in den feuchten Räumen verwendet wurde“, so Maurer. Das Wissen fließe in die kommende Ausstellung mit ein.
Mehr Budget
Bei Fragen zu Objekten kann man sich an Restaurator Christoph Melichar wenden. Er hilft bei der Verschlankung von Sammlungen, vermittelt Restauratoren und hat ein Auge auf deren Kostenvoranschläge. Damit unter anderem mehr Restaurierungen durchgeführt werden können, wurde 2022 die Subvention der Stadt um zehn Prozent erhöht – von 810.000 Euro auf 890.000 Euro.
Manche Reparaturen mache er aber selbst, wenn er vor Ort ist. „ Außerdem kümmere ich mich um die Schädlingskontrolle in den Häusern“, sagt Melichar. Er besucht alle Museen, legt Fallen aus, gibt Tipps für die Sammlungspflege. Schlimmes habe er dabei aber noch nicht gesehen, in den Bezirken werde alles gut in Schuss gehalten.
Überhaupt, betonen Prinz und Melichar, müsse man die großartige Arbeit der ehrenamtlichen Bezirksteams hervorstreichen: „Sie bieten tolle Programme und stecken teilweise im Privatleben zurück, um im Museum arbeiten zu können.“
Das Ergebnis dieser Arbeit sieht man zum Beispiel beim morgigen Tag der Bezirksmuseen, der heuer unter dem Motto „Medizin in Wien“ steht.
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