Ohne große öffentliche Ankündigungen nimmt die Stadt Wien dieser Tage eine tief greifende Umstrukturierung bei den Gemeindespitälern vor: Ab 1. Oktober wird die Klinik Landstraße keine eigene Urologie-Abteilung mehr haben. Sie wird aufgespalten, und die Teile in die Kliniken Favoriten und Donaustadt übersiedelt.
Um urologische Notfälle rund die Uhr versorgen zu können, die auf den anderen Abteilungen der Klinik Landstraße auftreten, wird ein Konsiliardienst eingerichtet. Das heißt: Im Fall des Falles müssen Ärzte aus Favoriten und der Donaustadt innerhalb einer Stunde in den 3. Bezirk kommen. Sie betreuen auch eine urologische Konsiliarambulanz, die Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 14 Uhr geöffnet hat. Doch auch sie ist nur für Patienten zuständig, die sich bereits im Spital befinden.
Damit hat sich die Stadt gegen eine breite Front von Kritikern durchgesetzt, die über Jahre gegen die Absiedlung der Urologie kämpften. Sie befürchten, dass sich durch die Umstrukturierung die Versorgungsqualität der Patienten deutlich verschlechtert. Auch Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) warnte seine roten Parteifreunde im Rathaus wiederholt vor einer „Aushöhlung“ des Spitals.
Spitalskonzept 2030
Hintergrund der Übersiedlung ist das Spitalskonzept 2030, das eine umfassende Neuaufstellung der Wiener Gemeindespitäler vorsieht: Von ursprünglich zwölf bleiben am Ende der Reform nur mehr sechs Spitäler (plus das AKH) übrig. Jeweils zwei sind in jeder der drei Versorgungsregionen angesiedelt und bilden dort ein Paar mit einander ergänzenden Leistungen. Doppelgleisigkeiten sollen so vermieden werden (siehe Grafik).
Zurück in die Klinik Landstraße: Auch dem dortigen Betriebsratsvorsitzenden Karl Pogats merkt man an, dass er über die Absiedlung der Urologie mit ihren 28 Betten nicht gerade begeistert ist. „Die Experten und die Primarärzte sind überzeugt, dass das neue System funktionieren wird. Teile der Kollegen sind aber sehr skeptisch.“
Pogats hofft, dass sie unrecht behalten. „Genau wissen wird man das aber wohl erst Ende Oktober, Anfang November.“
Der Personalvertreter befürchtet vor allem folgendes Szenario: Ein Patient kommt in der Nacht mit Schmerzen unklarer Ursache in die Klinik Landstraße und wird dann quer durch die Stadt in ein anderes Spital geschickt, wenn sich herausstellt, dass er ein urologisches Problem hat.
Höhere Fallzahlen
Neben den Kliniken Favoriten und Donaustadt ist bereits in der Klinik Ottakring ein Urologie-Schwerpunkt (Steinzentrum) entstanden, was auch die Absiedlung der Abteilung aus der Klinik Hietzing erforderlich machte, sagt ein Sprecher des Gesundheitsverbunds. „Grund dafür sind auch die teilweise geringen Fallzahlen in einzelnen Kliniken.“
Im modernen Spitalswesen gehe der Trend zu größeren Schwerpunktzentren mit höheren Fallzahlen, die eine bessere Behandlungsqualität sicherstellen würden. Denn ein Chirurg werde besser, wenn er eine Operation 200-mal im Jahr durchführe als bloß 20-mal, lautet die Begründung.
„Dies kommt letztlich den Patienten zugute“, betont der Sprecher. „Die Leistungsverlagerung dient somit der Qualitätssicherung.“
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