Die Hassliebe zum Weihnachtsbaum am Rathausplatz

Die Hassliebe zum Weihnachtsbaum am Rathausplatz
Der Baum für den Rathausplatz kommt heuer aus Südtirol. Um – die alljährliche – Häme abzuwenden, hat die Stadt ihn heuer nicht öffentlich präsentiert. Der KURIER war trotzdem vor Ort.

Rund 580 Kilometer hat die 115 Jahre alte Fichte zurückgelegt. Von Südtirol bis zum Wiener Rathausplatz, wo sie heuer als Weihnachtsbaum dienen wird.

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„Südtirol grüßt Wien“ stand auf dem Transparent des Sondertransports, der heute pünktlich um 10 Uhr in Wien ankam – unter strömendem Regen wohlgemerkt. Freundlicher Empfang sieht wahrlich anders aus. Aber ja, Wien grüßt zurück.

Die Hassliebe zum Weihnachtsbaum am Rathausplatz

Das Transparent mit der Grußbotschaft aus Südtirol

Dem Wetter zum Trotz haben die fleißigen Weihnachtshelferlein in ihren gelben Regenmänteln den 28 Meter hohen Baum in Windeseile von der Waagrechten in die Senkrechte verfrachtet. Nur einige Sekunden baumelt die Fichte an zwei Kränen angebunden in der Luft, bevor sie festgemacht wurde.

„Zehntes Bundesland“

Seit mehr als 60 Jahren schickt jedes Jahr ein anderes Bundesland einen Baum für den Rathausplatz nach Wien. 1989 schloss sich auch Südtirol – sozusagen als „zehntes Bundesland“ – der Tradition an. Ein Südtiroler Baum stand zuletzt 2014 in Wien.

Die Hassliebe zum Weihnachtsbaum am Rathausplatz

Im strömenden Regen wurde der Baum heute aufgestellt

Und eben auch heuer wieder. Einfach sei es aber nicht gewesen, einen Baum für Wien auszusuchen, heißt es aus der Agentur Landesdomäne, die den Agrar- und Forstbesitz des Landes Südtirol verwaltet. Schuld daran, seien die Auswahlkriterien: Der Baum sollte regelmäßige Seitenäste haben, 25 bis 28 Meter hoch sein und muss logistisch günstig gelegen sein, damit er auch abtransportiert werden kann.

Ein Geschenk

Bei den Wiener Stadtgärten (MA 42) ist man da pragmatischer: „Wir erhalten den Baum als Geschenk. Er wird vom Bundesland (oder in dem Fall von Südtirol, Anmerkung) ausgesucht und gespendet“, so die Sprecherin. Nur schädlingsfrei sollte er sein.

Dass es schnellen Schrittes Richtung Weihnachten geht, merkt man zum Beispiel  an der Beleuchtung. Am Kohlmarkt, auf der Kärntner Straße und in der Rotenturmstraße etwa  hängen die Motive bereits. Auch in anderen Bezirken, zum Beispiel auf der Landstraße, der Hütteldorfer Straße und der Simmeringer Hauptstraße sind die Beleuchtungen bereits angebracht, heißt es bei der Wiener Wirtschaftskammer (WKW). Nur die Innere Mariahilfer Straße und am Graben braucht man noch etwas Geduld.

Keine Beleuchtung am Wiener Ring

Insgesamt werden heuer zirka 30 Straßen beleuchtet. Der  Ring gehört aber nicht dazu. Schon im vergangenen Jahr wurde er – damals aus Energiespargründen – nicht beleuchtet, heuer wird das fortgeführt, heißt es bei der WKW.

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Weitere Einschränkungen wird es aber nicht geben. Die Beleuchtung wird wieder länger leuchten als noch im Vorjahr. Einige Straßen sogar bis 24 Uhr. Und auch am Wiener Christkindlmarkt wird die Beleuchtung wieder früher eingeschaltet. Und zwar bei Einbruch der Dunkelheit.

Die Hassliebe zum Weihnachtsbaum am Rathausplatz

Gefällt wurde der Baum im  Rautal am Enneberg in Südtirol

Den Wienerinnen und Wienern ist, zumindest beim Weihnachtsbaum, aber bekanntlich nur eines wichtig: die Äußerlichkeiten. Schön soll er sein und voll. Ist er es nicht – oder für den Geschmack der Wienerinnen und Wiener nicht genug – ist die Häme gewiss.

Keine öffentliche Präsentation

Um den bissigen Bemerkungen in diesem Jahr von vorne herein den Garaus zu machen, hat die Stadt heuer auf eine öffentliche Präsentation des Baumes verzichtet. Und zusätzlich den Rathausplatz, auf dem derzeit der Christkindlmarkt aufgebaut wird, weiträumig gesperrt.

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Die Hassliebe zum Weihnachtsbaum am Rathausplatz

Die schöne Seite des Baumes wurde nach vorne gedreht

Darauf hätten man aber durchaus verzichten können. Zumal Schaulustige und Medienvertreter, trotz des Wetters, ihren Weg zum Rathaus gefunden haben. Zudem steht der Baum sowieso für sich selbst: Auf der einen Seite ist der Baum voll und grün, auf der anderen fehlen ihm zahlreiche Äste. „Generell sind die Bäume schön, wenn sie gefällt werden. Das Problem ist der Transport. Dabei werden Teile beschädigt und Äste brechen ab“, so die Sprecherin der MA42.

Die schöne Seite nach vorne

Die schöne Seite des Baumes wurde aber noch am Freitag nach vorne gedreht. Und mit ein paar zusätzlich von den Stadtgärtnern angebrachten Ästen könnte die Südtiroler Fichte bis zur Eröffnung des Christkindlmarktes am 10. November einen stattlichen Weihnachtsbaum abgeben.

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