Die Donaustadt ist auf dem Weg zu Platz 1

2013 kamen die bunten Jugendtreff-Container in die Seestadt.
Wie Jugendliche Lebensräume in der Seestadt Aspern erobern. Ein Lokalaugenschein.

Jener Bezirk, der in Zukunft am stärksten wachsen wird, ist die Donaustadt: Sie soll 2034 um beachtliche 34 Prozent mehr Bewohner haben als heute. Damit könnte sie gar den 10. Bezirk überholen und bevölkerungsreichster Bezirk Wiens werden.

Der Zuwachs ist zum Teil der Seestadt Aspern zu verdanken, wo künftig 20.000 Menschen leben werden. Durch die rege Bautätigkeit verändert sich das Areal permanent. Dort zeigt sich, wie Jugendliche Raum für sich erobern, wenn Freiräume wegfallen und neue Angebote hinzukommen. Auch Stadtplaner sollten für die zukünftige Gestaltung die Bedürfnisse der Jungen im Auge behalten.

Bevor die Häuser mit ihren blitzsauberen Fassaden errichtet wurden, war das Areal "bloß eine Gstetten", schildert Reinhard Sander, Leiter des Jugendtreffs Seestadt. Für die Jungen ideal: Sie fuhren mit Modellautos, führten Hunde aus oder pflügten mit Rädern durch die Schottergruben. "Sie konnten spielen und laut sein – eine unglaubliche Freiheit", sagt Sander.

Die Donaustadt ist auf dem Weg zu Platz 1

"Durch Jugendbrille"

Die Bauarbeiten verunsicherten viele: "Sie hatten das Gefühl, Lebensraum zu verlieren", beschreibt Sander. Daher sei es wichtig, Räume "durch die Jugendbrille" zu betrachten: "Wo können sie sich bewegen, wo plaudern?" Burschen und Mädchen hätten zudem unterschiedliche Bedürfnisse: Mädchen sitzen gerne auf erhöhten Plateaus, Burschen wiederum mögen Sportplätze wie Skateboard-Rampen.

Die Donaustadt ist auf dem Weg zu Platz 1
Seestadt Aspern, Jugendzentrum
In der Seestadt eroberten die Jungen bald Stufen, Flächen und Plateaus. Zudem stehen ihnen seit 2013 die Container des Jugendtreffs offen. An die 130 Gäste zwischen zwölf und 23 kommen pro Woche: etwa Chrisi (14), Selina (13) und Ricci (11). Warum sie kommen? "Wegen der Stimmung und der Musik", sagt Chrisi. Und weil sie gerne Scooter fahren, ergänzen Selina und Ricci.

Für die Zukunft wünschen sich die Jugendarbeiter jedenfalls ein größeres Vereinshaus. Neubaugebiete wie die Seestadt ziehen immerhin zahlreiche Familien an: "Wenn hier einmal 20.000 Menschen leben, reichen die Container nämlich nicht mehr aus", gibt Sander zu bedenken.

Und die Wünsche der Jugendlichen? "Eigentlich ist eh alles perfekt", erwidert Ricci – bis ihm doch allerhand einfällt: Mehr Skatebord-Rampen und einen Pizzastand hätte er gerne in der Seestadt. Und mehr gemeinsame Feste – da sind sich Selina, Chrisi und Ricci einig.

Lesen Sie hier noch Teil eins, Teil zwei, Teil drei, Teil vier und Teil fünf der KURIER-Serie "Die Zukunft Wiens".

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