Der „Kuss“ ist ein Muss
Da wäre natürlich einmal die Kultur: Ein Muss für viele ist, einen Blick auf den „Kuss“ von Gustav Klimt zu werfen. 5.000 chinesische Besucher zählte man heuer bis Mai im Belvedere. Immerhin – aber vor Corona, im Jahr 2019, waren es im gleichen Zeitraum 7.400.
Im Kunsthistorischen Museum (KHM) sowie in der Albertina heißt es, noch habe man eher wenige Gäste aus China. „Bei uns sind die Chinesen auch nicht auf die Besichtigung eines bestimmten Werks aus. Es geht mehr um das Gesamterlebnis Museum: Europäische Kunst ist in China en vogue, dazu kommt das beeindruckende historische Gebäude“, sagt KHM-Tourismusmanager Markus Kustatscher. Auf Nachfrage gebe es individuelle Morgen- oder Abendführungen, ebenso Audioguides sowie Touren in chinesischer Sprache.
Eine Tour um 1.600 Euro
Die Albertina bietet betuchteren Gästen seit Mai einen Blick hinter die Kulissen: In speziellen Führungen können Besucher in Studiensälen alte Sammelbände bestaunen – je nach Interesse zu verschiedenen Themen, zum Beispiel zu Pflanzenporträts. Eine Tour kostet 1.600 Euro, maximal zehn Personen können daran teilnehmen.
Neben der Kultur hat das Einkaufen für Chinesen hohen Stellenwert: Sie legen Wert auf Markennamen und Beratung. Internationale Modelabels liefern zu diesem Thema keine Informationen, bei heimischen Traditionsunternehmen gibt man aber Auskunft.
Champagnergläser und Besteck
Beliebt sind etwa handgefertigte Kristallgläser von Lobmeyr: Nur langsam merke man die Rückkehr der Chinesen, erklärt Geschäftsführer Andreas Rath. Aber immerhin – 2022 lag der Umsatz mit Chinesen noch bei null. Gekauft werden etwa Champagnergläser oder Besteck. In Japan sei man schon eine etablierte Marke, nun wolle man sich auch in China einen Namen machen, so Rath. „Denn wir rechnen fix mit der Rückkehr chinesischer Kunden.“
"Gold ist fast ein Muss"
Ebenfalls gerne gekauft wird Porzellan von Augarten: „Chinesen bevorzugen klassisches, schlichtes Design. Gold ist dabei fast ein Muss“, sagt Andrew Wiesinger, Leiter des Shops in der Spiegelgasse. Er zeigt Tassen in Pastellfarben mit Gold oder die weiße Vase „Elisabeth“ mit Goldrand. Auch Blumenmotive seien beliebt. Weniger gefragt sind bei Chinesen Porzellanfiguren – mit Ausnahme der Büsten von Sisi und Franz Joseph.
„In der Regel kaufen Chinesen auch kein ganzes Service, sondern eine Tasse, Vase oder Dose, die sie selbst im Gepäck mitnehmen können“, ergänzt Augarten-CEO Diana Klein. Den Einkauf lassen sie sich schon mal 500 bis 1.500 Euro kosten. Noch liege der Umsatz, den man mit Chinesen mache, aber „im einstelligen Prozentbereich“.
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Nach Sternen greifen
Noch einmal zum Stichwort Sisi: Die Kaiserin besaß 27 Diamantsterne, die sie etwa als Haarnadel oder als Brosche trug. Gefertigt wurden diese von Kammerjuwelier Alexander Emanuel Köchert, dessen Nachfahren Juweliergeschäfte in Wien und Salzburg betreiben.
Dort gibt es Sisi Sterne zu kaufen, gefertigt nach den Originalen. „Die sind natürlich ein Türöffner: Viele Asiaten kommen wegen der Sterne zu uns und begeistern sich dann auch für andere Produkte“, erzählt Wolfgang Köchert. Aber auch er räumt ein, dass aktuell noch nicht viele Chinesen bei ihm einkaufen.
Bis das Reisen wieder in Schwung kommt, ist also Geduld gefragt. Einig sind sich aber alle Befragten, dass die Chinesen wieder ins prächtige „Weiyana“ zurückkehren werden.
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