Dass Nummer 37 im vergangenen Jahr coronabedingt nicht stattfinden konnte, kam dem Pensionisten nicht ungelegen. Nach einem Riss der Oberschenkel-Sehne hatte er ein halbes Jahr Genesungszeit hinter sich – und die dringende Empfehlung seines Arztes, auf einen Start zu verzichten. Gefolgt wäre er dem ärztlichen Rat aber wohl trotzdem nicht, erzählt Gschiegl schmunzelnd. Zu groß ist dann doch der sportliche Ehrgeiz. „Irgendwie wäre ich schon durchgekommen.“
Gschiegls Bestzeit liegt bei 2:50 Stunden, achtmal beendete er den Wien-Marathon unter drei Stunden. Und er ist nach wie vor mit großer Freude dabei, auch wenn das Tempo abnimmt. „Es heißt, ab 40 verliert man ungefähr ein Prozent der Leistung pro Jahr. Das passt bei mir genau“, hat er beobachtet.
Und: „Das Leistungsniveau hat sich allgemein um 10 Jahre nach hinten verschoben. Die 60-Jährigen laufen jetzt die Zeiten, die früher die 50-Jährigen gelaufen sind.“ Besseres Training und bewusstere Ernährung seien ausschlaggebend.
Unter vier Stunden bleiben
Selbst trainiert der begeisterte Alpinist nicht nur die Marathon-Distanz. „Ich habe meine Begeisterung im alpinen Gelände gefunden. Da ist das Tempo natürlich deutlich geringer“, sagt Gschiegl, der aber auch schon 19-mal beim Ötscher-Ultra-Marathon das Ziel erreichte. Einem fixen Trainingsplan mit professionellem Aufbau wie die Spitzenathleten folge er nicht.
Und er läuft meist alleine. „Das hat sich so ergeben, weil ich beruflich im Vorstand einer großen Bank tätig war und dadurch nur unregelmäßig, meistens erst am Abend trainieren konnte. Das war für Gruppen schwierig.“ Zumeist zieht er seine Runden rund um den Anninger. „Zu 90 Prozent im Gelände, nicht am Asphalt, das ist schonender für die Gelenke.“
An Spitzenzeiten denke er heute nicht mehr, sagt Gschiegl. „Wichtig ist mir, durchzulaufen und unter vier Stunden zu bleiben. Ich bin mental stark und sobald ich die Startnummer anlege, ist der Ehrgeiz da.“ Das Besondere am Wien-Marathon? „Dass man quasi mit den Stars mitläuft, wenn auch ein bisschen weiter hinten.“
In Summe blickt der Ex-Banker bisher auf rund 100 Marathons zurück. „Im Schnitt war ich unter den ersten zehn Prozent“, erzählt er.
Bei der Premiere 1983 beim Langstreckenkriterium in Hirtenberg (Bezirk Baden) sah das aber noch anders aus. „Ich habe da völlig unbedarft an einem 50-Kilometer-Lauf teilgenommen. Ohne spezifisches Lauftraining, habe die Strecke falsch eingeschätzt und zu wenig getrunken“. Mehr als fünf Stunden habe er für die Distanz benötigt. „Zum Schluss habe ich mich nur mehr an den Kirchenglocken orientiert, nicht mehr an der Uhr“, erzählt er lachend.
Heute sieht er das Laufen auch als Konditionstraining fürs Bergsteigen. Der begeisterte Alpinist hat mehr als 2.500 Berge in aller Welt erklommen, geht im Winter Skitouren. „Dazwischen bin ich auch bei Radrennen und Triathlons gestartet.“
Einen Traum will er sich noch erfüllen: „Ich war als Bergsteiger schon ein paar Mal im Himalaya, aber am Everest-Marathon habe ich noch nicht teilgenommen.“
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