Warum es schwer war, starke Marathonläufer nach Wien zu bringen

Warum es schwer war, starke Marathonläufer nach Wien zu bringen
Das Feld der Spitzenläufer ist etwas ausgedünnt. Dennoch blickt die Leichtathletik-Welt nach Österreich.

Das Ziel scheint ein wenig zu optimistisch zu sein: Beim 38. Vienna City Marathon am Sonntag soll der Streckenrekord fallen, sofern es nach Rennleiter Mark Milde geht. 2:05:41 lief im Jahr 2014 der Äthiopier Getu Feleke. „Heuer werden wir jedenfalls eine Zeit unter 2:06 anlaufen“, sagt Milde. „Ich hoffe, dass sich eine Gruppe mit fünf, sechs starken Läufern bilden wird.“

Junger Favorit

Favorit und rein nominell schnellster Mann im Feld ist Betesfa Getahun (Startnummer M-2) aus Äthiopien. Mit seinen 22 Jahren ist er für einen Marathonläufer extrem jung, dennoch hat er bereits eine Zeit von 2:05:28 stehen, aufgestellt 2019 in Amsterdam.

Erster Herausforderer könnte der in Eriträa geborene Schweizer Tadesse Abraham (M-3) sein. Der 39-Jährige hatte sich intensiv auf die Olympischen Spiele vorbereitet, musste beim Marathon in Sapporo aber aufgeben. „Ich gehe davon aus, dass mir meine Olympia-Vorbereitung in Wien helfen wird“, sagt Abraham. „Ich bin einfach nur froh, dass wir wieder vor Publikum laufen können.“

Tatsächlich ist der VCM der erste große Stadtmarathon in Europa seit Beginn der Pandemie. Zwei Wochen später folgt Berlin, eine weitere Woche danach London. „Es findet weltweit Beachtung, dass wieder ein Marathon stattfindet“, sagt Rennleiter Milde. „Doch es war schwierig die Topläufer auf die Rennen zu verteilen. Das Feld ist heuer etwas ausgedünnt.“

Aus zweierlei Gründen:

1.) Die Corona-Pandemie ist noch lange nicht zu Ende. Einreiseformalitäten, Quarantäneregeln und eingeschränkter Flugverkehr machen es den Athleten aus Ostafrika schwer, zu den Rennen in Europa zu gelangen. Auch für Wien vorgesehene Läufer hingen einen Tag am Flughafen in Doha fest, weil nach einem verpassten Anschlussflug Verbindungen fehlten.

2.) Die Marathons finden knapp nach den Olympischen Spielen statt. Nur wenige Spitzenläufer riskieren deshalb einen Start.

Das Experiment eines Antretens wagt eine Schweizer Topläuferin. Die 1,83 Meter große Fabienne Schlumpf (F-7) wurde Zwölfte bei Olympia und läuft in Wien den bereits dritten Marathon in diesem Jahr. „Normalerweise folgt auf einen Marathon eine lange Erholungsphase und dann ein Neuaufbau“, erklärt sie. „Diesmal haben wir das anders versucht. Ich habe mich in der Höhe von St. Moritz vorbereitet und fühle mich frisch.“ Favoritin auf den Sieg ist aber die Äthiopierin Gelete Burka (F-2) mit einer Top-Zeit von 2:20:45.

Warum es schwer war, starke Marathonläufer nach Wien zu bringen

Die Schweizer Fabienne Schlumpf und Tadesse Abraham

Österreichs einziger Beitrag unter den Spitzenläufern über die 42,195 km ist Lehrerin Victoria Schenk, die auch Favoritin auf den Staatsmeistertitel ist. Nach dem Marathon am Sonntag folgt für sie am Montag die nächste Herausforderung: Der erste Schultag in Oberösterreich in einer neuen Schule.  

Bei den Herren hat Hans-Peter Innerhofer die besten Chancen. Peter Herzog und Lemawork Ketema treten nach ihren Olympia-Einsätzen nicht an.

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