Breite Zustimmung für ein Wiener Gastarbeiter-Denkmal

Initiator Savo Ristic.
Wunschstandort für das Kunstwerk wäre der Platz vor dem Hauptbahnhof. Im Rathaus ist man interessiert.

„Es geht nicht um eine Statue mehr oder weniger“, stellt Savo Ristic klar. Was dem geborenen Kroaten und Gastarbeiter-Sohn vorschwebt, ist vielmehr eine positiv konnotierte Bildungsstätte.

Ein Kunstwerk, vielleicht ein Raum, in dem Schulklassen mehr über die Gastarbeiter erfahren können, die in den 1960ern und ’70ern aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus der Türkei kamen und wesentlichen Anteil am österreichischen Wirtschaftswachstum hatten.

GASTARBAJTERI sollte das Denkmal heißen, meint Ristic – so wie sich Gastarbeiter vom Balkan selbst nannten. Und stehen sollte es vor dem Hauptbahnhof – einem Ort mit Symbolcharakter.

Denn ab den 60ern, als Österreich Abkommen mit der Türkei und Jugoslawien abschloss, um Menschen aus diesen Ländern vorübergehend einzustellen, war der Bahnhof mehr als ein Verkehrsknoten. Am ehemaligen Südbahnhof betraten viele erstmals österreichischen Boden. Hier wurden Wohnungen und Arbeit vermittelt.

Verdrängung nach oben

Savo Ristic, Heilmasseur und Leiter des Reha-Zentrums Stadlau sowie Gründer des Integrationsvereins „Kunst & Menschen“, will mit dem Gastarbeiter-Denkmal einen Teil der österreichischen Geschichte aufarbeiten.

Die Bildungsstätte, die er in Wien realisieren möchte, soll an jene erinnern, die nach dem Krieg mithalfen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Und die eine „Verdrängung nach oben“ ermöglichten: „Österreicher konnten die Karriereleiter leichter hochklettern, da niedrige Jobs wie Reinigung und Bauarbeit von Gastarbeitern übernommen wurden.“

Es werde gern so getan, als ob bloß die Gastarbeiter profitiert hätten, meint Ristic. „Österreich hätte sich in diesem Ausmaß aber nie ohne Gastarbeiter entwickeln können.“

Prominente Fürsprecher

Konkrete Pläne für das Gastarbeiter-Denkmal gibt es aktuell zwar ebenso wenig wie ein Finanzierungsmodell. Ristic glaubt ob des positiven Feedbacks aber an eine Realisierung 2021 oder 2022.

Wie das biber-Magazin berichtet, stehen Institutionen wie ÖGB oder Arbeiterkammer (AK) der Idee grundsätzlich positiv gegenüber. (Wobei Gernot Mitter, Leiter der AK-Abteilung für Arbeitsmarkt und Integration, betont: "Ein Denkmal wäre ein symbolisches Dankeschön. Weit wichtiger wären aber Verbesserungen für Migranten am Arbeitsmarkt, im Bildungssystem, in puncto politische Teilhabe und was den Zugang zum Gesundheitssystem betrifft.")

Und auch Marcus Franz, Bezirkschef von Favoriten (SPÖ), würde ein Gastarbeiter-Denkmal vor dem Hauptbahnhof prinzipiell begrüßen – sofern die ÖBB als Grundeigentümer einverstanden und die Finanzierung gesichert sei.

„Sehr gut“ findet die Initiative jedenfalls Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos). „Wien wäre ohne Zuwanderung und die Arbeitsleistung der Zugewanderten nicht so bunt und vielfältig, wie es sich heute darstellt“, sagt er. Auf weitere Gespräche mit dem Initiator freue er sich.

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