Das weiße Gold erhält einen österlichen Anstrich
Russische Eichhörnchenhaare, Federn und Metalloxidfarben – was klingt, wie die Zutatenliste eines Zaubertranks sind in Wahrheit die Arbeitsutensilien der Porzellanmalerin Brigitte Riedl. Mit feinen Pinselstrichen haucht sie weißen Tellern, Tassen und Figuren farbenfrohes Leben ein.
Vor allem vor Ostern gibt es für die Künstlerin viel zu tun. Eier für den Osterstrauch, bunte Hasenfiguren, Frühstück-Service samt Eierbecher mit kleinen Häschen drauf – alles will bemalt werden. Das ist auch einer der Gründe, warum Riedl das ganze Jahr entweder mit Ostern oder mit Weihnachten beschäftigt ist. „Nach Weihnachten beginne ich immer sofort mit den Vorbereitungen für Ostern. Nach Ostern male ich dann zwischendurch immer wieder für Weihnachten“, sagt Riedl.
Die Märkte vor den Feiertagen sind nämlich, wie für so viele kleine Handwerker, die Hauptverkaufsorte. Umso wichtiger ist es, dass sie heuer nach zwei Jahren coronabedingter Pause, wieder stattfinden. „Die Märkte haben schon sehr gefehlt. Das ist nämlich der Ort, an dem man mit den Menschen ins Gespräch kommt.“ Nicht selten stünde sie vor ungläubigen Marktbesuchern, die sich nicht vorstellen können, dass die feinen Details tatsächlich handgemacht sind. „Sobald ich es aber erkläre und sie es dann auch glauben, entwickelt sich das Interesse“, sagt Riedl. Grundsätzlich merke sie nämlich, dass Handwerk wieder mehr geschätzt werde.
Ihr selbst sei die Arbeit auch während der Pandemie nicht ausgegangen. Vor allem Auftragsarbeiten habe sie in dieser Zeit erledigt.
Malen nach Vorlage
Ursprünglich habe Riedl aber nicht Porzellanmalerin werden wollen. Goldschmied sei ihr Traumberuf gewesen. Als ihr die Lehrstelle in diesem Bereich aber verwehrt blieb, habe sie, dem Rat ihrer Tante folgend, eine Ausbildung in der Porzellanmanufaktur Augarten begonnen. „Damals habe ich mich entschieden, Figurenmalerin zu werden. Da gibt es die größte Abwechslung.“ Aber auch das sei ihr irgendwann zu eintönig geworden. Bei Augarten werde nämlich nur nach Vorlage gemalt.
Die Karriere als Porzellanmalerin schien damals beendet. „Zwischendurch habe ich wirklich gedacht, dass ich nie wieder malen würde. Die Utensilien hatte ich aber alle noch, weshalb ich eigentlich nur anfangen musste.“ Erst acht Jahre später, als ihre mittlerweile erwachsenen Kinder klein waren, sei der Reiz zurückgekommen.
Konsistenz-Geheimnis
Einfach Anfangen – das ist für die wenigsten eine Option. Die Technik hinter dem Porzellanmalen ist nämlich mehr als kompliziert. Die Farben bestehen aus Pulver, die jedes Mal aufs Neue angemischt werden müssen. Für eine Fläche kann dabei nicht die gleiche Mischung wie für eine Kontur verwendet werden. Das Geheimnis steckt in der richtigen Konsistenz. Ganz zu schweigen davon, dass komplizierte Muster zwischendurch gebrannt werden müssen.
Ein Vorteil, den Porzellan aber mit sich bringt, ist, dass die Farbe vor dem Brand ganz einfach weggewischt werden kann. Fehler etwa könnten mit einem Tuch schnell behoben werden. „Das passiert mir aber eher selten“, sagt Riedl scherzend.
Mangel an Porzellan
Auch dabei die passenden Motive zu finden, tue sie sich meistens leicht. „Manchmal sehe ich Porzellanstücke und weiß sofort, was ich darauf malen möchte. Hin und wieder habe ich aber auch Stücke, die jahrelang unbemalt waren, herumliegen. Irgendwann fällt mir aber etwas ein und dann passt es einfach.“ Schwerer sei es, momentan das Porzellan zu finden. Aufgrund von Corona hätten viele Produzenten aufgehört. Vor allem größere Hersteller hätten Probleme gehabt, in Schüben zu produzieren.
Die Versorgung für Ostern sei aber gesichert. Und wenn man derzeit in Brigitte Riedls Werkstatt steht, dann wimmelt es nur so von Ostereiern und kleinen Häschen. Schließlich bereitet sie sich schon seit Weihnachten auf diese Zeit vor.
Kommentare