Der rote Faden ist dabei der Feldhamster, den er bei allen Erzählungen einbringt. „Falco war einzigartig. Genauso einzigartig ist auch der Feldhamster, denn er ist das farbenprächtigste Wildtier Europas.“ Kirchhofer macht eine kurze Pause. „Na gut , ich gebe zu, da ist mir kein besserer Übergang eingefallen.“
Die Tour ist nämlich nicht nur lehrreich, sondern lebt auch von dem Guide, der mit einer gehörigen Portion Selbstironie und Wiener Charme durch den Friedhof führt. Warum der Hamster dem Größenwahn verfallen ist, erklärt Kirchhofer folgendermaßen: „Wenn er ein leeres Grab vorfindet, sieht er dieses als seine neue Eigentumswohnung an.“
Das Problem daran: Man kann das Grab dann nicht mehr zuschütten, da der Feldhamster geschützt ist. Die Totengräber müssen also ins Grab und den Hamster retten. „Der will aber nicht gerettet werden“, sagt Kirchhofer. „Der will kämpfen!“ Dadurch komme es zu grotesken Situationen, bei denen sich der Hamster im Handschuh des Totengräbers verbeißt und so baumelnd nach draußen befördert werden muss. „Manchmal hüpft er auch einfach wieder zurück.“
Hamstersichtung nicht garantiert
Dass man die Feldhamster bei der Tour auch wirklich antrifft, kann nicht garantiert werden, es handelt sich schließlich um Wildtiere. Kirchhofer kennt aber seinen Friedhof und bei der Inspektion eines Hamsterbaus, zeigt sich schließlich einer.
„Generell mögen Hamster keine Massenveranstaltungen, sie leben auch allein in ihrem Bau“, so Kirchhofer. Somit stehe auch keinem Tête-à-Tête etwas im Wege. „Der Feldhamster ist nämlich null treu“, so Kirchhofer.
Beim Rundgang lernt man auch den Friedhof neu kennen. Dort gibt es etwa ein Mini-Stonehenge im schon erwähnten „Park der Ruhe und Kraft“. Dieser Ort ist eigens dafür geschaffen worden, damit Besucher ihre tiefe Trauer ablegen können. Und tatsächlich hat es hier etwas Magisches, wenn man sich – von Kirchhofer ermutigt – mit der Hand auf den Hinkelsteinen (Obelix lässt grüßen) auf die Umgebung konzentriert.
Zwei Persönlichkeiten
Die Idee zur Tour ist übrigens bei einer Weihnachtsfeier entstanden, als „alle schon ein bisschen lustig waren“, sagt Kirchhofer. Ursprünglich war geplant, dass er bei der Führung zwei Persönlichkeiten einnimmt: Beim Tragen seiner Brille, sollte er er selbst sein, beim Absetzen sollte er in der Rolle des Feldhamsters sprechen. Das sei ihm aber selbst als zu skurril erschienen.
Wer es trotzdem ein wenig sonderlich mag, kann beruhigt sein: Während der Führung werden auch einmal Bäume umarmt (man muss aber nicht).
Zum Abschluss: Hamster können zu Kannibalen werden, wenn sie Mais essen oder Vitaminmangel haben. Noch mehr Fakten hat Josef Kirchhofer. Es lohnt sich.
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