Coronavirus: "Massive Verunsicherung" durch Ärztekammer

Coronavirus: "Massive Verunsicherung" durch Ärztekammer
Streit zwischen Patientenanwälten und Ärztevertreter eskaliert. Anlass ist diesmal die Beschaffung von Schutzmasken.

Der Schlagabtausch zwischen Ärztekammer und Patientenanwälten um den richtigen Umgang mit dem Coronavirus nimmt an Schärfe zu. In einem Brief, der dem KURIER vorliegt, werfen die Patientenanwälte Sigrid Pilz (Wien) und Gerald Bachinger (NÖ) den Standesvertretern vor, bei der Bevölkerung für eine „massive Verunsicherung“ zu sorgen.

Anlass ist die jüngste Warnung von Kammerpräsidenten Thomas Szekeres auf Facebook, dass in Spitälern und Ordinationen Engpässe bei Schutzausrüstung (z.B. Schutzmasken) drohen würden.

Coronavirus: "Massive Verunsicherung" durch Ärztekammer

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres

„Wir bekommen dadurch vermehrt Anfragen, ob die Patientensicherheit in den Ordinationen gegeben ist“, kritisieren die Patientenanwälte Szekeres‘ Aktion.

Sie weisen darauf hin, dass „spätestens Mitte Jänner 2020“ zu befürchten gewesen sei, dass Covid-19 auch nach Österreich kommen könnte. Längst, so der Vorwurf, hätte die Kammer in Sachen Schutzausrüstung selbst tätig werden müssen.

So sehe etwa der Wiener Pandemieplan vor, dass im Krisenfall die Aufstockung des Bedarfs in den Verantwortungsbereich der Institution falle, die Patienten behandelt. „Ordinationen sind expressis verbis“ aufgelistet, betont man in dem Schreiben.

Auch die Hygieneverordnung für den Seuchenfall würde „klare Handlungsaufträge“ an die Inhaber von Ordinationen geben. Diese müssten eine Abschätzung des Infektionsrisikos vornehmen und im Bedarfsfall Maske, Brille und Schutzkleidung zur Verfügung stellen.

Die Ärztekammer würde als Service für ihre Mitglieder den zentralen und unkomplizierten Bezug von Ordinationsbedarf verhandeln, halten die Patientenanwälte fest.

In der Kammer kann man die Vorwürfe nicht nachvollziehen: „Genauso gut könnten man der Regierung vorwerfen, warum nicht auch sie schon im Jänner reagiert hat“, betont man dort. „Es ist völlig absurd, dass man davon ausgeht, dass alle Ärzte kistenweise Schutzmasken im Keller vorrätig haben, um einer Pandemie zu begegnen – von einer Größenordnung, wie sie zuletzt die Spanische Grippe 1918 hatte. Vor einem Jahr wären die Ärzte noch gefragt worden, ob das ihr Ernst ist.“

Auch die Kritik, Szekeres würde mit seinem jüngsten Aufruf die Patienten verunsichern, weist man seitens der Kammer zurück: „Wäre das Problem nicht thematisiert worden, hätte der Vorwurf gelautet, wir würden es verschweigen.“ Man wolle dafür sorgen, dass am Höhepunkt der Pandemie genügend Material vorhanden ist.

 

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