Coronavirus: Kritik an Arzt-Ordinationen, die zusperren
Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus kommt es aktuell offenbar zu Problemen in der ärztlichen Versorgung außerhalb der Spitäler: „Zuletzt beschwerten sich bei uns vermehrt Patienten, die in Arztpraxen weggeschickt wurden, weil es sich bei ihnen nicht um Notfälle handelte“, schildert Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz.
Sie kennt Fälle von Patienten, die wichtige Behandlungen oder Untersuchungen bei Zahnärzten oder Augenärzten nicht erhalten hätten. Auch bei der Diabetiker-Versorgung gebe es Schwierigkeiten.
Das Problem würde nicht nur den Bereich der Kassenordinationen betreffen: „Es kommt auch immer wieder vor, dass jetzt Wahlarzt-Praxen zumachen, ohne ihren Patienten eine Alternative mitzuteilen. Ich verstehe, dass das medizinische Personal geschützt werden muss. Aber deshalb kann man nicht gleich die Ordination zusperren. Die Spitäler müssen ja auch weiterlaufen“, kritisiert die Patientenanwältin.
Pilz fordert, dass Fachärzte, die aus gesundheitlichen Gründen keinesfalls Patientenkontakt haben dürfen, wenigstens telefonisch für Patienten zur Verfügung stehen, bzw. dass in versorgungsrelevanten Ordinationen andere Ärzte einspringen.
Bei der Wiener Ärztekammer kann man die Kritik nicht nachvollziehen: „Der größte Teil der Ordinationen hat auch jetzt offen“, betont ein Sprecher. Es käme aber in manchen Fällen zu Ausfällen, weil Ärzte in Quarantäne seien. „Eine Anweisung, dass etwa Patienten mit Schmerzen nicht behandelt werden sollen, wenn sie kein Notfall sind, gibt es nicht. Lediglich verschiebbare Therapien sollten derzeit nicht durchgeführt werden.“
Wie diese Richtlinien in der Praxis umgesetzt werden, sei laut Sprecher vielfach Ermessenssache und hänge zum Beispiel von der räumlichen Situation in der Ordination ab.
„Dass aktuell Wahlarzt-Praxen geschlossen haben, hat oft damit zu tun, dass derzeit zu ihnen schlichtweg keine Patienten kommen“, sagt der Sprecher. Viele der betroffenen Kollegen würden spontan beim Ärztefunkdienst aushelfen.
Teams in Spitälern
Angesichts der wachsenden Zahl von erkrankten Spitalsmitarbeitern fordert die Ärztekammer bessere Schutzmaßnahmen: Fix eingesetzte, rotierende Teams über längere Zeit können helfen, bei Infektionen und Quarantänefällen den Spitalsbetrieb aufrecht zu erhalten, sagt Vizepräsident Harald Mayer.
Statt häufig wechselnden Teammitgliedern arbeiten dieselben Mitarbeiter eine gewisse Zeit zusammen. Diese Teams rotieren geblockt. „So können wir auch bei Quarantäne- und Krankheitsfällen einen Betrieb aufrechterhalten, denn bis die Quarantäne oder die Krankheit ausgestanden ist, können die anderen Teams arbeiten.“
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