Corona-Ampel: Wie die Zahlen auf die Farbe wirken
Von Mittwoch auf Donnerstag gab es in Wien 387 neue Corona-Infizierte. Die Gefahr, dass Wien am Freitag auf Orange gestuft wird, kam dann Donnerstagvormittag auf.
Dem KURIER liegen Zahlen für die Wiener Bezirke vor. Hier wäre nach aktuellem Stand Wien-Leopoldstadt mit 201,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner der am stärksten betroffene Bezirk.
Allerdings muss man Bezirkszahlen in Wien mit Vorsicht genießen. Denn es gibt in Wien so viele Bezirksübertritte wie in keiner anderen Region in Österreich. Daher muss man Wien immer als gesamte Stadt betrachten.
Hier lag die Sieben-Tages-Inzidenz vergangene Woche bei 43. Diese Woche dürfte diese Zahl allerdings höher sein.
Wenn man die Zahlen im Detail analysiert, sieht man, dass Wien in Sachen Spitalskapazitäten noch bei Weitem nicht an seine Grenzen stößt. Wie der Wiener Gesundheitsverband erklärt, sind mit Donnerstag 129 Corona-Patienten stationär aufgenommen.
22 davon befinden sich laut dem Krisenstab auf einer Intensivstation.
Stufe 2 von 4
Bezüglich der Gesamt-Betten-Kapazitäten für Covid-Patienten liegt ein Vier-Stufen-Plan vor. Für Stufe vier sind 152 Intensiv- und 374 Normalbetten vorgesehen. Aktuell habe man laut Krisenstab erst die zweite Stufe erreicht. Die für Stufe 4 vorgesehenen Kapazitäten würden aber nicht bedeuten, dass man nicht noch weitere Betten im Bedarfsfall freimachen könnte, betont der Sprecher.
Voll ausgelastet ist lediglich die Klinik Favoriten (Kaiser Franz-Josef-Spital), wo insgesamt 66 Normal- und Intensivbetten für Coronakranke zur Verfügung stehen. Dies sei aber kein Grund zur Besorgnis. Bis auf einigen Wochen im Sommer seien dort die Kapazitäten durchgehend ausgeschöpft gewesen, denn das Spital sei die erste Anlaufstelle für spitalspflichtige Corona-Patienten. „Dort gibt es auch die größte medizinische Expertise“, sagt der Sprecher.
Zudem zeigen die Zahlen, dass sich in Wien aktuell vor allem jüngere Menschen infizieren und nicht jene der Risikogruppe ab 65 Jahren. Fast 60 Prozent aller Infizierten in der Bundeshauptstadt sind zwischen 10 und 39 Jahren alt.
Optimierung
Die Frage die sich durch die zahlreichen politischen Zwischenrufe und steigenden Infektionszahlen stellt, ist: Funktioniert die Krisenbewältigung im Gesundheitsministerium? Daran gab es immer wieder Zweifel – sowohl in juristischen Belangen, als auch beim veröffentlichten Corona-Zahlenmaterial.
Am Donnerstag präsentierte sich Ressortchef Rudolf Anschober bei einem Mediengespräch mit großer Expertenriege.
Diese erklärten die Corona-Ampel samt der nun „optimierten“ Dateninfo-Seite (das sogenannte „Dashboard“). Und der Minister sandte beruhigende Signale in Richtung Oberösterreich aus, dessen Landeshauptmann über das Ampel-Gelb trotz niedriger Infektionszahlen vergangene Woche empört war. Oberösterreich habe sich um die Eindämmung des Clusters rund um eine Religionsgemeinschaft sehr bemüht.
Was der Minister „inakzeptabel“ findet, ist, dass Betroffene tagelang zuerst auf den Test und dann auf das Ergebnis warten (während es in Privatlabors binnen Stunden funktioniert). Er habe die Länder bereits mit der „dringenden Bitte“ um Personalaufstockung konfrontiert.
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