Christbaum auf dem Rathausplatz: Was nie gefallen hat, ist nun gefällt
Die Geschichte des hässlichen Entleins hat bekanntlich ein gutes Ende: Das Entlein wird ein Schwan. So gut geht die Geschichte des hässlichen Wiener Christbaums nicht aus (mehr dazu später), aber zu Ende ist auch diese nun. Konkret seit Donnerstagvormittag.
Wie immer, ist auch in diesem Jahr der 7. Jänner jener Tag, an dem der Christbaum weichen muss. Normalerweise wird er einfach umgeschnitten, heuer war das aber wegen des Eistraums unmöglich: der Eislaufplatz vor dem Rathaus wurde ja dieses Mal schon am 24. Dezember eröffnet.
Und den Baum vorher umzuschneiden, „das wäre noch ärger gewesen als die Diskussion um den Baum an sich“, sagt Forstdirektor Andreas Januskovecz.
Wir erinnern uns: Seit der Baum am 5. November aufgestellt wurde, hat er für Spott und Hohn und viele Diskussionen gesorgt. Die einen fanden ihn nur unschön, die andern geradezu hässlich. Wegen der Debatte, ob der Baum nur etwas zerknautscht oder doch unfassbar schiach sei, hat er es sogar in die Satire-Sendung Willkommen Österreich von Dirk Stermann und Christoph Grissemann geschafft: („Der Baum kommt aus Klaffer und so sieht er auch aus“, Anm.).
Der Bürgermeister der oberösterreichischen Gemeinde Klaffer am Hochficht, die den 200 Jahre alten, 33 Meter hohen und 8 Tonnen schweren Baum gespendet hat, fand das eher nicht so lustig.
Und da hat auch nicht geholfen, dass der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) beteuerte, jedes Jahr ein paar Tage nach Klaffer zu fahren, um dort mit seiner Frau zu entspannen.
Eistraum-bedingt musste der Christbaum heuer also auf Zug genommen werden (wie das im Fachjargon heißt): Auf etwa 5 Meter Höhe wurde der Baum abgeschnitten, per Kran wurde die Krone abgehoben und „weggeschwebt“, wie der Forstdirektor erklärt.
Zweieinhalb Stunden haben zwei Forstarbeiter und ein Kranführer den Baum auseinandergenommen. Und weil er nicht gefällt wurde, konnten sogar die Lichter heuer gerettet werden. Der Eislaufplatz war Donnerstagvormittag deshalb gesperrt, am Nachmittag aber schon wieder bereit für den Besuch von Eisläuferinnen und Eisläufern.
Ein paar Tage Wärme
Wie die Geschichte vom hässlichen Wiener Christbaum nun ausgeht?
Eher unromantisch, aber doch irgendwie versöhnlich. Er kommt in die Hackschnitzelanlage des Biomassekraftwerks in Simmering und wird verheizt. Das klingt hässlicher, als es ist: „Der Baum wird ein paar Wiener Haushalten ein paar Tage Wärme spenden“, sagt Forstdirektor Januskovecz. Als Fernwärme nämlich. Und jener vor dem Schloss Schönbrunn wird heute, Freitag, an die Tiere im Zoo verfüttert.
Nächstes Jahr sind übrigens gemäß der Tradition die Burgenländer mit ihrer Christbaum-Spende für Wien an der Reihe. Sie wissen ja jetzt, was sie mitunter erwarten könnte.
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