Chorherr-Rückzug: Postenkarussell der Wiener Grünen dreht sich
Wenn Politik etwas will, sind wir nicht den Konzernen ausgeliefert“, appellierte Christoph Chorherr am Mittwoch fast biblisch an die Mitglieder des Gemeinderats. „Fürchte dich nicht“. Nachsatz: „Das sagt man in Wien anders“. Auf die deftigere Variante verzichtete er aber. Einen Ordnungsruf wollte der grüne Langzeit-Mandatar bei seinem letzten Auftritt im Gemeinderat dann doch nicht riskieren.
Chorherr gehört zu den Urgesteinen der Grünen. Mehr als sein halbes Leben hat der 58-Jährige der Parteiarbeit gewidmet, allein 27 Jahre davon im Gemeinderat. Diesem kehrte er am Mittwoch den Rücken, um künftig als Bäcker seine Brötchen zu verdienen.
In seiner Funktion als Wohn-, Stadtplanungs- und Energiesprecher folgt ihm Gemeinderat Peter Kraus nach.
Mit Chorherrs Rückzug wird ein Mandat im grünen Rathausklub frei. Übernehmen wir es Bezirksrätin Ursula Berner, wie sie auf KURIER-Anfrage bestätigt. Sie setzt sich in Neubau seit 2004 für Kultur, Frauen sowie Soziales ein und leitet dort auch das Bezirksmuseum. Bis 2018 arbeitete sie parallel dazu im grünen Parlamentsklub.
Parteikollegen beschreiben Berner als „typische Realo“. Thematisch käme sie für die Kultur-, Wissenschafts- oder Bildungsagenden infrage, heißt es.
Neuordnung im Juni
Im großen Stil werden die inhaltlichen Zuständigkeiten wohl aber erst im Sommer neu verteilt. Wie berichtet, löst Birgit Hebein, bisher Sozialsprecherin und nun Neo-Spitzenkandidatin, Maria Vassilakou Ende Juni als Vizebürgermeisterin ab.
Dann werde Vassilakou bekannt geben, ob sie als Abgeordnete in den Gemeinderat zurückgehe oder dem Rathaus den Rücken kehre, teilt ihr Büro mit. Letzteres gilt Grün-intern als wahrscheinlich.
Damit wäre erneut ein Mandat vakant. Zum Zug kommen würde der Lehrer und Bildungsaktivist Daniel Landau.
Bekannter werden
Bis diese Rochaden schlagend werden, will die bisher eher unbekannte neue Frontfrau Birgit Hebein an ihrer Popularität feilen. Angekündigt ist eine Persönlichkeitskampagne im Frühjahr oder Frühsommer. Auf die Frage, was genau zu erwarten ist, verrät die Landespartei nur so viel: Geplant seien Aktionen auf der Straße, soziale Medien sollen ebenfalls eine Rolle spielen.
„Es geht einfach darum, ihr ein positives Image zu verpassen“, heißt es aus grünen Kreisen. Mit welchen Mitteln sei – wegen der angeschlagenen Finanzen der Partei – letztlich eine Geldfrage.
Die nächste kostenlose Chance für Hebein, ihr Profil zu schärfen, biete der EU-Wahlkampf. „Sie wird sich sicher zu Wort melden."
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