Chinesen fälschen jetzt sogar österreichischen Wein

Chinesen fälschen jetzt sogar österreichischen Wein
Mit Dirndl und Walzer-Romantik werden „Wiener Weine“ in Asien verkauft.

Mehr Österreich geht fast nicht. Walzerkönig Johann Strauß ziert die Wein-Etikette. Gleich darunter steht in Großbuchstaben „Produce of Austria“ und dazu der Name der Wiener Weingutes Mayer mit Sitz in Heiligenstadt. Den Chinesen gefällt’s. Wo Österreich draufsteht, ist (Wein-)Kultur drin. Doch nicht diesmal. Denn der angebliche Wein aus Österreich ist eine plumpe Fälschung.

Das Weingut Mayer am Pfarrplatz in Heiligenstadt gibt es zwar wirklich – auch in China ist man mit den Weinen vertreten. Doch diese Flaschen sind eine Erfindung der Asiaten. „Wir sind von einem offiziellen Vertriebspartner in Schanghai über die Fälschung informiert worden“, sagt Gerhard Lobner, Geschäftsführer des Mayer am Pfarrplatz. „Ich habe das erst gar nicht glauben können.“

Chinesen fälschen jetzt sogar österreichischen Wein
Gerhard J. Lobner, Geschäftsführer des Mayer am Pfarrplatz, mit einer Flasche "Gemischter Satz" aus Wien. Garantiert vom Mayer am Pfarrplatz in Wien Heiligenstadt. Honorarfrei

Dass Weinfälschungen in China nichts Neues sind, ist bekannt. Vor allem französische Bordeaux-Weingüter wie Château Lafite-Rothschild wurden bereits kopiert. „Dass jetzt unsere Weine scheinbar als Kopiervorlage für chinesische Weine dienen, kann man fast als Auszeichnung interpretieren“, versucht Lobner dem Ganzen doch etwas Positives abzugewinnen.

Auf der chinesischen Homepage wird mit Österreich-Motiven und Asiatinnen im Dirndl geworben. Alles, um den Österreich-Eindruck zu verstärken. „Rechtlich dagegen vorzugehen, ist leider aussichtslos“, sagt Lobner resignierend.

Ob der Inhalt der asiatischen Kopie das hält, was er verspricht, ist übrigens nicht bekannt.

KTM und Doppelmayr

Es ist nicht das erste Mal, dass Chinesen Gefallen an österreichischen Produkten finden. Im Jahr 2005 wurden in Australien gefälschte KTM-Mopeds beschlagnahmt, die aus China stammten. Die Kopien waren vom Original kaum zu unterscheiden. Damals wurden 50-Kubik-Kindermopeds detailgetreu kopiert. Sogar das Logo war auf den Maschinen. Und nur wenige Woche davor traf es den Seilbahnbauer Doppelmayr. Liftbetreiber in den Bergen im Südosten Chinas hatten sich darüber beschwert, dass Seilbahnen und Ski-Sessellifte nicht funktionierten. Als das Doppelmayr-Team zur Reparatur anrückte, war klar: Die Doppelmayr-Lifte waren gar keine. Es handelte sich nur um exakte Nachbauten, sogar die Firmenplakette an den Liftstützen waren eine Kopie.

"Hallstatt – Millionenfach fotografiert – ein Mal kopiert – nie erreicht“: Damit wirbt die Tourismus-Homepage der Gemeinde Hallstatt im Salzkammergut. Die Kopie davon steht in China in der Provinz Guangdong. Im Vorjahr wurde die seitenverkehrt gebaute Dorf-Kopie eröffnet – sogar unter Anwesenheit einiger Original-Hallstätter.

Die Hallstatt-Kopie ist mit Kirche, Dorfplatz, pastellfarbigen Häusern und See ausgestattet. Allerdings auch mit einigen Schreibfehlern, verzerrten Dimensionen, Goldfischen im Brunnen, Palmen und Plastikblumen in den Fensterkisterln. Fehler und Eigeninterpretationen, die angesichts einer Bauzeit von einem Jahr aber eher gering scheinen.

Gebaut wurde die Kopie von der China Mine Metal Group für wohlhabende Landsleute und Tagesbesucher.

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