Chefs vom Café Liebling übernehmen das Café Kriemhild
Um das Kriemhild ranken sich einige Legenden. Eine davon hat mit einer Puffmutter und einer Schenkung zu tun. Die andere mit Architekt Raimund Abraham.
Von dem sollen nämlich die Wandvertäfelungen in dem Café in der Markgraf-Rüdiger-Straße im 15. Bezirk sein.
Ob das mit der Puffmutter stimmt, ist nicht überliefert. Die Wandvertäfelungen sind aber jedenfalls nicht von Raimund Abraham. So viel steht fest.
Ende August hat das Café Kriemhild im Nibelungenviertel zugesperrt. Die Aufregung im Grätzel war groß. Nicht so sehr, weil man dort das beste Essen aller Zeiten und den tollsten Kaffee im ganzen Bezirk bekommen hat (das war nicht der Fall), sondern weil das Kriemhild ein wichtiges Grätzel-Café war.
Hier konnte man seinen Spritzer trinken, im Gastgarten sitzen, während die Kinder auf dem Burjanplatz spielten, oder auf der kleinen Bühne im Kultursaal Karaoke singen.
Karaoke wird es in Zukunft eher nicht geben, dafür werden der Billardtisch, der Flipper und die Dartscheibe ein zweites Leben feiern. Denn das Café Kriemhild hat neue Besitzer gefunden: Moritz Baier, Daniel Botros und Marco Pauer haben es übernommen – die „sanfte Renovierung“, wie Baier sagt, hat schon begonnen.
Das fünfte im Bunde
Baier und Botros sind keine Unbekannten in der Wiener Gastro-Szene. Ganz im Gegenteil. Gemeinsam betreiben sie das Café Liebling, die Bar Ganz Wien (beides in der Zollergasse), die Café-Bar Schadekgasse 12 (ebendort) und mit Marco Pauer auch noch das Café Burggasse 24 (ebendort) mit angeschlossenem Vintageladen.
Mit dem Café Kriemhild wagen die Chefs erstmals den Sprung über die Gürtelgrenze. „Ich liebe den 6. und den 7. Bezirk“, sagt Moritz Baier. Aber? „Der 15. ist spannender. Man will ja auch nicht immer in dieselben Länder verreisen.“ Vor drei Jahren war es, als er und Daniel Botros zum ersten Mal am Café Kriemhild vorbeispazierten. „Das wär’s“ – haben sie damals gedacht.
Diesen Sommer ist Baier wieder daran vorbeispaziert. Ganz zufällig, und diesmal mit Marco Pauer. Und da hing ein Zettel am Fenster. „Betriebsauflösung.“
Mittlerweile kleben Post-its an der Tür: Brandmelder. Wände ausmalen. Glühbirne tauschen – ist darauf zu lesen. Und: Extra Lampen?
Das ist noch nicht entschieden. Die alten kommen jedenfalls nicht weg. Botros, Baier und Pauer wollen das alte Kriemhild nur dezent renovieren.
Bronze und Brauntöne
Die riesigen Fenster sind abgeklebt, der Boden soll heller werden und die Wände neu ausgemalt. Die Wandvertäfelungen werden erhalten – egal – ob von Raimund Abraham oder nicht.
Die große Schank aus Holz wird bleiben, wo sie ist und wie sie ist. Genauso wie die Polsterung auf den Bänken – Schlangenleder auf den Sitzflächen und Bronze-Schimmer an den Rückenteilen.
Nichts für empfindliche Augen.
Auch die drei verschiedene braunen Fliesen auf und am Weg zu den Toiletten „muss man erst einmal verkraften“, sagt Baier. Aber ihn schreckt so schnell nichts, nicht einmal dieses „braune Tutti-Frutti“.
Café Kriemhild
Café mit Essen, Trinken, Darts, Billard und Flipper. Eröffnung Ende 2020, Anfang 2021.
15., Markgraf-Rüdiger-Straße 14
Café Liebling
Kaffee, Kuchen, vegetarische und vegane Speisen, Vintage-Möbel.
Mo.–Sa.: 9–1, So.: 9–24 Uhr.
7., Zollergasse 6
Ganz Wien Bar
Kaffee, Kuchen, Prosecco.
Mo.–Sa.: 16–23 Uhr, So.: 17–23 Uhr.
7., Zollergasse 15
Burggasse 24
Frühstück und Retro-Mode.
Mo.– Sa.: 11–20 Uhr
7., Burggasse 24
Schadekgasse 12
Kaffee und Drinks für Hipster.
Mo.–So.: 10–1 Uhr, So.: 10–24 Uhr
6., Schadekgasse 12
Ein neues Liebling wird das neue Kriemhild übrigens nicht. Man will das alte respektierten. Allerdings wird die Karte jener im Liebling ähnlich sein: Fokus auf vegetarische und vegane Küche, Kuchen und Kaffee.
Eröffnet werden soll Ende des Jahres – wenn alles gut geht. Bei einer Baustelle in Corona-Zeiten kann das niemand so genau sagen.
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