Causa Craft-Beer: "Den Ruf krieg’ ich nie wieder weg"

Causa Craft-Beer: "Den Ruf krieg’ ich nie wieder weg"
Den Bierhändler L. hat die Causa Maurer Kunden und Lieferanten gekostet. Er sieht sich selbst als Opfer.

Herr L. steht in seinem Craft-Beer-Geschäft in der Wiener Strozzigasse, als plötzlich von der Gasse zu hören ist, wie jemand geräuschvoll durch die Nase atmet und ausspuckt – ein „Greaner“, wie es landläufig in Wien heißt. Und der landet mitten auf einer Werbetafel des Geschäfts. „Wichser!“, schreit Herr L. hinaus. Der Übeltäter spaziert unbeeindruckt weiter.

Seit vergangenem Mai hat sich Herr L. viele Feinde gemacht. Damals wurden von seinem Facebook-Konto die sexistischen Nachrichten an Sigrid Maurer verschickt. Erst vor wenigen Tagen traf man einander vor Gericht wieder. Maurer wurde wegen übler Nachrede verurteilt – sie hatte die Nachricht samt Namen von Herrn L. veröffentlicht. Vor Gericht konnte sie allerdings nicht beweisen, dass er tatsächlich der Verfasser war.

„Gleich nach dem Prozess hat sie schon wieder behauptet, dass ich das war“, schäumt Herr L. Er beteuert seit jeher seine Unschuld. Es geht ihm um die Wahrung seines Rufs, sagt er. „Suchen S’ mich einmal im Internet, und schauen S’, was da über mich steht. Das krieg’ ich nie wieder weg! Das kann diese Frau nicht mehr gutmachen!“

Verfahren wegen Falschaussage

„Seelischer Beistand“

Unmutsäußerungen jeglicher Art bekommt Herr L. täglich zu spüren. Ein „Freund“, wie er ihn nennt, kommt deshalb täglich, um „seelischen Beistand“ zu leisten. Der Freund – einen Kopf größer, flächendeckend tätowiert, breite Goldkette und mutmaßlich mit ordentlicher Schlagkraft ausgestattet – wirkt nicht unbedingt wie ein Seelsorger. Doch gegen ungebetene Gäste dürfte der seelische Beistand seine Wirkung entfalten.

Das Geschäft, sagt L., geht seit den Vorwürfen schlechter. Ein Kunde, der gerade eine Bestellung abholt, hält das Urteil im Maurer-Prozess für „eine Schweinerei!“. Er weiß nicht, dass die Nachricht aus diesem Geschäft verschickt wurde. Der Computer steht noch immer an seinem Platz.

Zwei junge Frauen, die vor dem Geschäft eine Zigarettenpause einlegen, haben „den Wirbel“ mitbekommen. „Zu uns ist der L. immer freundlich. Wir mischen uns da nicht ein.“ Sie würden aber mitbekommen, dass Passanten seither Schimpfwörter ins Geschäft schreien.

„Manche Leute wechseln jetzt einen Meter vor meinem Geschäft die Straßenseite“, erzählt Herr L.: „Für die da draußen bin ich noch immer schuldig.“ Herrn L. könnte übrigens ein Verfahren wegen Falschaussage drohen. Der Richter im Maurer-Prozess war davon überzeugt, dass er lügt.

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