Café Hofburg: Ein Kaffeehaus zu verkaufen

Rund zwanzig Jahre lang wurden im Café Hofburg bei Schönwetter zwischen Palmen vor allem Touristen bedient. Nachdem im März überraschend die Schließung verkündet worden ist, wird nun das Inventar versteigert. Noch bis zum Donnerstag kann man auf aurena.at um Stücke aus dem Fundus der Familie Querfeld wetteifern.
Unter den Hammer gelangt da alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Sogar goldbemalte Halterungen für Speisekarten gibt es im Zehnerpack zu erwerben.
Wer schon immer wissen wollte, wie der Pächter des Café Landtmann den Kaffee zubereitet, sollte beim Gastro-Kaffeevollautomat LaCimbali S54 Dolcevita zuschlagen, dessen Preis derzeit bei wohlfeilen 320 Euro steht. Mehr Kaffeehauskultur geht wohl nicht.
Wer es gerne billiger und kühler hat, wird vielleicht eher mit dem Eiswürfler Manitowoc R-134 A um aktuelle 30 Euro warm werden.
Geldprüfgerät
Insgesamt werden 248 verschiedene Objekte angeboten und Interessenten erfahren auch, dass ein Kaffeehaus heutzutage ein Geldprüfgerät benötigt. Über die goldfarbige Beleuchtung kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein, aber auch dafür finden sich sicherlich Liebhaber. Dazu gibt es auch passende Stoffe im Angebot.
Absperrbänder als Accessoire
Und wer sich einmal im Leben als Security fühlen möchte, der wird mit den roten Absperrbändern seine Freude haben. Ein Accessoire, das in keinem gut sortierten Haushalt fehlen sollte.
So unklar wie die neuen Besitzer des Kaffeehausinventars sind auch die Nachnutzer der Räumlichkeiten in der Hofburg. Bei der Burghauptmannschaft heißt es dazu auf Anfrage des KURIER: „Derzeit gibt es noch keine endgültige Entscheidung über die Nachnutzung der Räumlichkeiten des ehemaligen Café Hofburg. Im Moment werden mehrere Nutzungsvarianten evaluiert. Wir hoffen aber bereits in den nächsten Wochen eine attraktive Möglichkeit zur Nachnutzung vorstellen zu können, um den bedauerlichen Leerstand der Räumlichkeiten ehestmöglich zu beheben.“
Zuletzt hatte es geheißen, dass eine Art Besucherzentrum angedacht ist.
Napoleon
Querfeld hingegen versucht sich mittlerweile an ganz anderer Front – als Wirt. Daher hat er das Gasthaus Napoleon am Kagraner Platz in der Donaustadt übernommen. Die bisherigen Bewertungen der Lokalgäste im Internet sind allerdings noch ziemlich durchwachsen.
Falls jemand weiterhin Sehnsucht nach dem Café Hofburg hat, wird er im Napoleon aber jedenfalls auf seine Kosten kommen – denn dort wurde ein eigenes Hofburgzimmer eingerichtet. Ein Platz für nostalgische Erinnerungen.

Berndt Querfeld gab das Café Hofburg auf und übernahm stattdessen das Gasthaus Napoleon
Wer bei der Hitze hingegen ohnehin lieber daheim bleibt, findet bei der Auktion alles Nötige, vom Klimagerät für jetzt oder einen Heizstrahler für sicher nicht jetzt. Die Auktion läuft jedenfalls noch bis zum 7. Juli um 13 Uhr. Wer bis dahin nicht zuschlägt, muss warten, bis das nächste Kaffeehaus zusperrt. Und glaubt man den aktuellen Zahlen und Entwicklungen (siehe Zusatzbericht unten), dann wird das schon bald der Fall sein.
Das Kaffeehaussterben wurde im Jahr 2005 vom damaligen Spartenobmann der Wirtschaftskammer für beendet erklärt. Als Grund dafür wurde genannt, dass es schlichtweg ohnehin kaum mehr Cafés gab. Zu diesem Zeitpunkt gab es 2.500 Stück dieser Wiener Institution. Nun sind es nur noch rund 2.100. Statistisch gesehen sperrt damit etwa jede Woche ein Kaffeehaus zu – zuletzt das bekannte Westend auf der Mariahilfer Straße. Manche sind sogar mehrfach in die Pleite gerutscht, andere überlebten nur dank Sanierungsplänen.
Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die angebotenen Kaffeesorten. Von gestiegenen Preisen im Einkauf, die man so nicht weitergeben könne, über zunehmende Konkurrenz bis zu fordernden Kunden, die eine bessere und teurere Küche einfordern, werden genannt. Ein stets volles Café in Wiens Zentrum ging pleite, weil die Kellner Getränke aus dem Supermarkt auf eigene Rechnung verkauften.
Durch Corona wurde die Krise verschärft, denn offene Tage gab es vor allem im Sommer. Da gehen die Leute aber lieber in die Schanigärten. Auch kamen kaum Touristen, bei denen ein Kaffeehausbesuch fast schon obligatorisch ist. Deshalb ist die Befürchtung innerhalb der Branche groß, dass die Talsohle beim Kaffeehaussterben noch nicht erreicht ist.
Kommentare