Die Lage ist gut: Schon jetzt steht der Naschmarkt – ideal zwischen Schönbrunn und Innenstadt gelegen – auf der Liste vieler Touristen, für die Grundfrequenz wäre gesorgt. Auch die Öffi-Anbindung ist gut.
Ein lukratives Projekt mit viel Nutzen – und ohne Schaden. Auf dem Areal befindet sich derzeit ein (real nicht einmal zur Hälfte genutzter) Parkplatz. Und der grüne Alternativplan von einem riesigen, schattigen Park ist kaum umsetzbar. (Unterhalb fließt der Wien-Fluss. Große, tiefwurzelnde Bäume kann man hier nicht pflanzen.) Dass trotzdem gegrantelt wird, ist herrlich wienerisch. Veränderung ohne Gegenwehr, wo kämen wir da hin? Was versöhnlich stimmt: Wenn die Halle steht, wird es nicht lange dauern, bis sich auch die Kritiker dort das erste Gläschen gönnen.
Von Christoph Schwarz
CONTRA
Sie erinnern sich vielleicht: 2016 sorgte ein geplantes Bürohaus der MA 48 in Form eines Mistkübels stadtweit für Kopfschütteln. Aus dem Projekt wurde letztlich nichts, die zuständige SPÖ-Stadträtin Ulli Sima musste Spott und Häme einstecken.
Wie es scheint, will sich nun Sima am Naschmarkt ein ähnlich extravagantes Denkmal setzen: Mit einer Konstruktion aus Stahl und Glas inmitten von Jugendstil- und Gründerzeit-Bauten. Erste Visualisierungen, die erfahrungsgemäß ein eher geschöntes Bild der Realität vermitteln, lassen bei Anrainern die Alarmglocken läuten. Man versteht sie.
Keine Frage: Eine Markthalle würde Wien guttun. Warum sie aber ausgerechnet am Naschmarkt stehen muss, konnte Sima bis jetzt nicht erklären. Warum soll die Halle nicht in einem Außenbezirk entstehen, deren Aufwertung die Stadtregierung zwar gebetsmühlenartig ankündigt, aber nur halbherzig umsetzt? Das würde auch helfen, Touristen, die sich zuletzt schon unangenehm dicht in der Innenstadt drängten, an die Peripherie zu locken. Und dem Vernehmen nach gibt es auch in der Donaustadt oder in Favoriten genügend Sonne, um am Dach der Halle Solarstrom zu erzeugen.
Doch was soll dann mit der „Hitzeinsel“ Naschmarkt-Parkplatz passieren? Sie ließe sich leicht beseitigen, indem man dort die Wienfluss-Überplattung kurzerhand entfernt. Das würde den Neos gefallen, die verschwundene Wasserflächen freilegen wollen, um die Stadt zu kühlen. Kurzum: Statt eines umstrittenen Prestigebaus eine Win-win-Situation am Wienfluss.
Von Josef Gebhard
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